Wiens Bürgermeister Michael Häupl pflegt die Überheblichkeit als politisches Stilmittel. Die Arroganz, mit der er kommuniziert (oder eben nicht kommuniziert), kann auch als Maßstab an seine Entrückung von allgemeingültigen Umgangsformen angelegt werden.

Dass Häupl sich damit brüstete, den Wahltermin schon zu wissen, aber nicht bekanntzugeben, war ein gutes Beispiel für die Abgehobenheit eines Politikers, der die Mehrheit der Stimmen, die die SPÖ in Wien noch einzufahren in der Lage ist, falsch deutet: Nicht das Volk ist für ihn da, sondern er für das Volk. Die Lässigkeit, mit der Häupl Finanzminister Hans Jörg Schelling ein Nachhausegehen vulgo "Schleich dich" empfiehlt, ist ein weiteres Beispiel.

Schelling hatte sich erlaubt, auf die Notwendigkeit einer Pensionsreform hinzuweisen, und diese auch bei den Wiener Gemeindebediensteten angeregt. Die leisten sich (und muten das den Steuerzahlern zu) noch ein ganz eigenes Pensionssystem. Das gehe Schelling gar nichts an, grantelte der Bürgermeister. Und fügte an: "Wenn Schelling in Wien Wahlkampf führen will, soll er kandidieren."

Tatsächlich mischt sich nicht Schelling in den Wiener Wahlkampf ein, sondern Häupl versucht ihn dort als Feindbild zu instrumentalisieren. Die Reform des Pensionsystems - auch in Wien - geht den Finanzminister sehr wohl etwas an, wie auch die Bürger des Landes. Das ist nicht Häupls privates Spielzimmer, bei allem Respekt. (Michael Völker, DER STANDARD, 18.3.2015)