Am 16. August 1943 setzte sich die 12. Kompanie des 98. Regiments der 1. Gebirgsdivision "Edelweiß" der Deutschen Wehrmacht in Marsch. Die Einheit überfiel das nahegelegene Dorf Kommeno im westgriechischen Epirus. Angeblich waren dort Partisanen gesichtet worden. Auf die Wehrmachtssoldaten der Eliteeinheit, zu rund 40 Prozent Österreicher, wurde kein einziger Schuss abgefeuert. Dennoch ermordeten die Gebirgsjäger 317 Zivilisten, Kinder und Greise inbegriffen. Laut Zeugenaussagen kam es dabei zu bestialischen Gräueltaten.

Soldaten der "Edelweiß"-Division begingen noch andere Massaker, gegen griechische Zivilisten, aber auch gegen Soldaten des italienischen Ex-Verbündeten. Es waren ganz normale Soldaten der Wehrmacht, keine SS oder "Einsatzgruppen". Die Teilnahme an der "Sühneaktion" war mehr oder minder freiwillig. Wer nicht mitmachen wollte, konnte im Quartier bleiben und wurde auch nicht bestraft.

Es ist nicht bekannt, ob an die Überlebenden oder Nachkommen der Opfer von Kommeno und anderen Massakern im besetzten Griechenland jemals direkt Entschädigungen ausgezahlt wurden. Die Bundesrepublik Deutschland zahlte in den Sechzigerjahren 115 Millionen D-Mark. Das war es, wenn man die Milliarden an Hilfen nach dem EU-Beitritt Griechenlands im Jahre 1981, die auch aus deutschen Kassen kamen, nicht zählen will. Seither und jetzt aufs Neue weigert sich Deutschland, Forderungen aus dem Titel "Kriegsentschädigung", die auch die neue links-rechtspopulistische Regierung erhebt, anzuerkennen.

Man sollte das noch einmal überlegen. Und auch Österreich sollte versuchen, etwa im Wege einer Stiftung, aus diesem Titel einige Mittel bedürftigen Griechen zur Verfügung zu stellen - so wie seinerzeit mehrere Hundert Millionen Euro für (hauptsächlich russische und ukrainische) Zwangsarbeiter aufgebracht wurden.

Die Tsipras-Kammenos-Regierung setzt die Verbrechen des Deutschen Reiches als Druckmittel ein und stellt Milliardenforderungen. Dass diese Regierung sich bisher inkompetent, planlos und verliebt in die eigene Linksromantik gezeigt hat, ist eine Sache. Eine andere ist, dass auch nach Meinung deutscher Rechtsexperten manche der Forderungen (die auch schon die konservative Vorgängerregierung Samaras erhoben hat) nicht unberechtigt sind.

Man (Deutschland, Österreich) sollte allerdings nicht an die griechische Regierung zahlen, sondern an bedürftige Personen. Die Regierung Tsipras, die vor dem Staatsbankrott steht, würde vermutlich das Geld einfach zum Löcherstopfen verwenden.

Es wäre aber ein Zeichen guten Willens, Personen, die möglicherweise auch durch die Sparmaßnahmen in Not geraten sind, zu unterstützen. Eine Stiftung nach österreichischem Vorbild wäre wohl die angemessene Rechtsform. In diesen "Versöhnungsfonds" flossen seinerzeit 440 Millionen Euro. 350 Millionen wurden an 130.000 Personen ausbezahlt. Der Rest dient seither der Aufarbeitung der NS-Zeit und der Vermittlung von Aufklärung darüber. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 18.3.2015)