Mit Schäfchenzählen haben Shaun und seine Herde den Bauern überlistet. Doch bald ist es vorbei mit der Ruhe.

Foto: Studiocanal

Trailer zu "Shaun das Schaf"

KinoCheck

Wien - Die Mossy Bottom Farm ist ein ruhiger, schon beinah kitschiger Ort: ein Steinhäuschen mit grünen Fensterläden, saftige Wiesen, so weit das Auge reicht, und viel frische Luft. Wären da nicht Shaun das Schaf und seine Herde, der Hütehund Bitzer, der Hahn, Schweine, Enten, der Bulle und alles, was sonst noch so zu einem Bauernhof gehört, wäre es dort geradezu fad. Zusammen sorgen die Tiere für Trubel und bringen ihren Bauern regelmäßig in turbulente Situationen.

Seit 2007 sind 130 dieser Abenteuer als Sechsminüter auch über die österreichischen TV-Bildschirme geflimmert. Aber jetzt erlebt Shaun sein bisher größtes. Denn die Idylle aus Kikeriki, Fressen, Geschorenwerden und Blicken auf den verlängerten Rücken des Bauern beim Bücken wird zum Trott und Shaun irgendwann zu langweilig. Er muss mal weg!

Doch beim Ausbruch geht was schief - und schon schießt der schlafende Bauer in einem Wohnwagen den Hügel hinunter und ist nicht mehr zu bremsen, bis das Gefährt mitten in der großen Stadt zum Stehen kommt. Aus Shauns Ausflug wird damit eine Rettungsmission für den Bauern. Und genug Stoff fürs Kino.

Denn in der Stadt warten viele Herausforderungen und Gefahren. Vor allem gibt es da den Tiere hassenden Tierfänger, der sich mit sadistischer Freude an die Hufe der weißen Wuzel heftet. Um ihm auszukommen, verkleiden sich die Vier- als Zweibeiner. In Mantel und Wischmopp-Perücke, das Maul versteckt hinter einem dicken Rollkragen, taumeln sie nun ungeschickt durch die fremde Welt. Der unter Gedächtnisverlust leidende Bauer ist mit seiner bewährten Technik des Schafescherens inzwischen zum neuen In-Friseur der urbanen Trendgesellschaft geworden. Virale Selfies und soziale Netzwerke mehren seinen Ruf stetig, das Dauerlächeln hat man ihm zweckgemäß natürlich zum Badass-Blick retuschiert. Tatsächlich wild lassen derweil bloß die Schweine im Farmhaus in bester Menschenmanier die Sau raus.

Nach Kurzfilmen und TV-Serien sind die britischen Aardman Animations und ihre bewegten Plastilinfiguren 2000 mit Chicken Run (Hennen rennen) ins Kinogeschäft eingestiegen. Es folgten Kassenschlager wie Wallace & Gromit und Flushed Away (Flutsch und weg). Die quietschbunte Geschichte um das Lamm (Regie: M. Burton, R. Starzak) ist der sechste in Stop-Motion-Technik animierte Langfilm der Kneter und kommt mit viel Witz und Tempo ganz ohne Worte aus - wozu haben die Tierchen denn auch ihre Wattebauschkörper und Kulleraugen?

Seitenblicke auf Smartphones, Promirummel und Großstadthipster sowie zahlreiche Referenzen auf Filmklassiker (Taxi Driver) und Popkultur (Graffitikünstler Banksy) - neben der Geschichte für die Kleinen wartet Shaun mit einer weiteren Ebene für Begleitpersonen auf und wird so auch für Große zum kurzweiligen Kinovergnügen. (Michael Wurmitzer, DER STANDARD, 18.3.2015)