The Brickmakers, eine Höhle für den Mann: 180 Sorten Bier, davon 28 vom Fass. Dazu? Rind und Schwein!

Foto: Gerhard Wasserbauer

Drei mächtige Beinfleischrippen kommen auf den Teller - Beilagen müssen extra geordert werden.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Schon klar: Den Rauchgeschmack von echtem Barbecue muss man wollen, Interesse an der Aromentiefe handwerklich hergestellter Apfelweine und Biere aus nah und fern wäre auch kein Schaden. Ansonsten könnte es nämlich sein, dass selbst das prächtige Interieur von The Brickmakers in der Zieglergasse einen nur kurzfristig in seinen Bann zu ziehen vermag.

Was Brian Patton und sein Team hier auf die Beine gestellt haben, ist nämlich trotz samtener Sitzbänke und Spitzengardinen an den Raumteilern eine ziemlich prähistorische "Man Cave" von einem Lokal geworden. Über den Köpfen schweben Kupfertanks, aus denen Urquell und Goldfassl unpasteurisiert und herrlich kohlensäurearm in die Krügel fließen. An der gut zehn Meter langen Schank – aus einem irischen Abbruch-Pub nach Wien gerettet – werden 28 weitere Biere (fantastische IPAs, Stouts, Weißbiere, Porters ...) sowie vier Ciders vom Fass gezapft und gepumpt. Erstmals ist es Patton gelungen, auch zwei Cask Ales nach Mitteleuropa zu holen. Diese werden, wie auf den Inseln seit je üblich, ohne Kohlensäure oder Stickstoff, mittels Handpumpe kellerkühl ins Pint gespült. Mitsamt einer völlig irren Auswahl an Flaschenbieren sind hier nicht weniger als 180 Biere vorrätig. Ja bistudeppert – wenn die tatsächlich alle nachgefragt werden, dann wäre Wien ja von einer kulinarisch strukturkonservativen alten Tante zur neugierigen, offenen Stadt gereift. Von den Ciders gar nicht zu reden: einige frisch, mineralisch, herrlich, andere richtig fordernd, mit Aromen, die, hm, an gut gereifte Turnschuhsocken gemahnen.

Das Lokal macht jedenfalls mächtig was her – antike Planken und Fliesenmosaik am Boden, grün schillernde Kacheln, Ziegel und dunkles Holz an den Wänden. Die Beleuchtung ist stimmungsvoll, ohne allzu sehr ins Schummrige abzuschmieren. Einen schattigen, straßenseitigen Gastgarten mit 80 Sitzplätzen wird es dank eines genialen, baulichen Kniffs auch geben.

Und das Essen? Patton hat bekanntlich Sternekoch Peter Zinter an Bord geholt. Derzeit steht der Meister selbst in der Brickmakers-Küche, um zu schauen, dass die Pulled-Pork- und Pastrami-Sandwiches (sehr gut, aber auch preislich auf Augenhöhe mit den Wunderdingern aus dem Reisingers), die Schweinsripperln und, ganz neu, das 13 Stunden im BBQ-Ofen geräucherte Brisket auch entsprechend in den Servierreindln landen. Bei Letzterem sorgt das intramuskuläre Fett des australischen Beefs für überlegene Saftigkeit.

Mächtige Rippen

Dass die dortigen Rinderzüchter dies wie in den USA mittels Getreidemast für ihre Grasfresser erreichen und damit auch kranke, mit Medikamenten zur Schlachtreife geführte Rinder in Kauf nehmen, darf aber nicht verschwiegen werden. Auch die Short Ribs sind aus solch massiv marmoriertem Beef, mit süßsaurer Würzsauce glasiert und für sechs Stunden dem Smoker überlassen. Ob 27,90 Euro für drei - zugegeben mächtige – Beinfleischrippen (im Bild) nicht gar gewagt sind, wird die Zeit weisen. Noch dazu, wo die Beilagen, darunter ein fantastischer Mac 'n' Cheese mit Röstzwiebeln (kennen Vorarlberger als "Käshörnle") und – leider anämisch angemachte – Salatherzen mit Sardellen extra geordert werden. Im Zweifel ist das aber kein Schaden: So bleibt Platz, auch den kühlen, oberssatten Milchreis mit Apfelkompott und Bratapfelpüree zu verinnerlichen. Der reicht locker für zwei und ist seine 4,90 Euro mehr als wert. (Severin Corti, Rondo, DER STANDARD, 20.3.2015)