Klagenfurt - Ein Richter hat am Dienstag über einen 23 Jahre alten Kärntner Untersuchungshaft verhängt. Der Mann ist verdächtig, seine zwei Monate alte Tochter misshandelt und so schwer verletzt zu haben, dass das Baby am Freitag im Klinikum Klagenfurt starb. Als Gründe für die U-Haft nannte der Richter Verdunkelungs- und Tatbegehungsgefahr, wie Staatsanwältin Antoinette Tröster sagte.

Schütteltrauma

"Es besteht der Verdacht auf eine schwere Misshandlung des Säuglings mit Todesfolge", sagte Tröster zu dem Fall. Das Landeskriminalamt ermittelt gegen den Vater wegen Quälens unmündiger, jüngerer oder wehrloser Personen mit Todesfolge. Der Paragraf 92 Strafgesetzbuch sieht für einen Fall mit Todesfolge eine Freiheitsstrafe von einem bis zehn Jahren vor. Die Mutter dürfte ersten Erkenntnissen zufolge nichts mit den Verletzungen des Babys zu tun gehabt haben.

Eine Obduktion des Säuglings wurde durchgeführt, "eine abschließende Stellungnahme des Gerichtsmediziners steht noch aus", so die Staatsanwältin. Wann das Gutachten vorliegt, lasse sich noch nicht sagen. Die Verletzungen des kleinen Mädchens deuten auf ein Schütteltrauma hin.

Kein Einzelfall

In den vergangenen beiden Jahren gab es am Klinikum Klagenfurt sechs schwere Misshandlungsfälle mit Säuglingen. Drei Babys trugen massive Folgeschäden davon und bleiben Pflegefälle. Betroffen von Gewalt sind aber auch ältere Kinder. "2014 mussten wir 15 Kinder nach körperlichen Attacken an meiner Abteilung behandeln, 2013 waren es 16 Patienten", berichtete Günter Fasching, Vorstand der Kinder- und Jugendchirurgie am Eltern-Kind-Zentrum. Insgesamt seien ein bis zwei Prozent der stationären Aufnahmen in seiner Abteilung auf ein Gewaltdelikt zurückzuführen.

Am Klinikum Klagenfurt sind in den vergangenen zwei Jahren insgesamt sechs schwere Säuglingsmisshandlungen aufgedeckt worden. "Drei Babys tragen massive Folgeschäden davon und bleiben Pflegefälle", sagte Primarius Wolfgang Wladika am Dienstag in einer Aussendung des Krankenhausbetreibers Kabeg.

Konzept zur Prävention

Um den Kindesmisshandlungen entgegenzuwirken, haben Mediziner, Psychologen und Hebammen des Klinikums erst kürzlich eine eigenes Konzept zur Prävention entwickelt. Das Projekt soll Kindern, vor allem aber deren überforderten Eltern oder Erziehungsberechtigten helfen. "Die meisten Übergriffe auf Kinder geschehen aus Überforderung heraus", sagte Psychologin Augustine Gasser.

"Die öffentlich gemachten Fälle sind nur die Spitze des Eisbergs", erklärte Wladika. Vor allem im Säuglingsalter wirkten sich Misshandlungen massiv aus. Es entstünden sehr häufig nachhaltige Schäden sowohl körperlicher als auch seelischer Natur, so der Mediziner. (APA, 17.3.2015)