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Online-Foren, Blogs und Social Media helfen bei den Krisen in der Elternschaft. Dabei verletzen Eltern teils die Privatsphäre ihrer Kinder, indem sie intime Details preisgeben und Bilder teilen.

Foto: apa/Jens Büttner

Ann Arbor, Michigan – Weil Valentin nicht mehr durchschläft und Anna in fortgeschrittenem Alter noch ins Bett der Eltern klettert, suchen zwei Elternteile Rat von Gleichgesinnten. In einem Online-Forum erzählen sie einander von Problemen, aber auch von Glanz und Glorie ihres Elterndaseins – und das, obwohl sie einander noch nie begegnet sind. Dabei wirft der Trend zur Elterncommunity Fragen zum Datenschutz und zur Privatsphäre des Kindes auf: Werden peinliche Kinderfotos auch noch kursieren, wenn der Spross in die Teenager-Phase kommt? Wie viel Intimes zu seinem Charakter, seinen physischen und psychischen Problemen gibt das Internet noch Jahre später preis?

Eine repräsentative Umfrage des University of Michigan Health System in den USA untersuchte, wie viele und welche Informationen Eltern über ihre Kinder in die weite Welt des Webs entlassen. Mehr als die Hälfte der Mütter und etwa ein Drittel der Väter von Kindern bis vier Jahren gaben dabei an, auf Facebook, in Online-Foren oder in Blogs über ihr Kind zu sprechen. 28 Prozent diskutieren über den Schlaf des Kindes, 26 Prozent über die Ernährung, gefolgt von Themen wie Bestrafung (19 Prozent), Kinderbetreuung (17 Prozent) und Verhaltensauffälligkeiten (13 Prozent).

Drei Viertel kennen inakzeptable Postings

Obwohl ein Teil der Elternschaft Informationen über die Nachkommen verbreitet und diskutiert, misstrauen viele dem Medium Internet. Bei zwei Dritteln der Eltern bestehen Bedenken, dass jemand unbefugt an private Informationen oder an Fotos des Kindes gelangen könnte. Die Hälfte der Mütter und Väter befürchtet auch, dass sich ihr Kind später wenig erfreut über die öffentliche Besprechung privater Details zeigen wird. Viele erleben die Postings anderer Eltern als inakzeptabel: Drei von vier Social-Media-Nutzern sahen am Bildschirm schon Inhalte und Bilder von Kindern, die besser nicht ins Netz gekommen wären.

In der Umfrage zeigt sich aber auch, dass der Austausch im Web Rückhalt gibt. Er verschafft den Eltern das Gefühl, dass sie mit ihren Problemen nicht alleine dastehen, und lässt neben den Fassaden des perfekten Familienlebens auch Platz für Probleme, Unsicherheit und Lösungswege. Trotzdem können die Daten später zur Quelle von Cybermobbing werden. Die Leiter der Umfrage sprechen sich dafür aus, dass Eltern mehr Verantwortung übernehmen sollen, um die Privatsphäre ihrer Kinder zu schützen – jetzt und in der Zukunft. (stum, derStandard.at, 18.3.2015)