Bild nicht mehr verfügbar.

Bewohner von Port Vila suchen Unterschlupf.

Foto: Reuters

Sune Gudnitz: "Die großen Distanzen sind die größte Herausforderung."

Foto: privat

STANDARD: Was ist derzeit über die Situation in Vanuatu bekannt?

Sune Gudnitz: In der Hauptstadt Port Vila kam es zu einer beträchtlichen Zerstörung. In den Provinzen bekommen wir langsam einen Überblick, und auch der fällt sehr negativ aus. Häuser, Infrastruktur wurden signifikant zerstört. Wir blicken auf ein Land, das sehr hart von einer Naturkatastrophe getroffen wurde.

STANDARD: Konnte man mittlerweile schon Kontakt zu allen 83 Inseln Vanuatus herstellen?

Gudnitz: Leider nicht. Offenbar wurden auf vielen Inseln die Kommunikationseinrichtungen weggeblasen. Hilfsteams fangen nun an, von Port Vila aus die abgelegenen Inseln anzusteuern. Wann sie dort ankommen, kann derzeit nicht gesagt werden.

STANDARD: Wie viele Todesopfer gibt es bisher?

Gudnitz: Offiziell gibt es bislang acht Todesopfer, hoffentlich werden es nicht mehr (die Zahl der Todesopfer ist mittlerweile auf 24 gestiegen, Anm.). Allerdings leben in den Provinzen etwa 200.000 Menschen. Sie hatten weniger Schutz als die Bewohner von Port Vila, und es gibt bislang keinen Kontakt.

STANDARD: Was sind die dringendsten Bedürfnisse der Einwohner Vanuatus?

Gudnitz: Es fehlt an den Grundbedürfnissen: sauberes Trinkwasser, Nahrung, trockene Unterkünfte. Außerdem wurden die meisten Sanitäranlagen zerstört, dadurch besteht die Gefahr von Seuchen.

STANDARD: Wie kann aus dem Ausland geholfen werden?

Gudnitz: In den nächsten Wochen wird vor allem humanitäre Hilfe vonnöten sein. Dann folgt die Phase des Wiederaufbaus, in der technisches Know-how von außen gebraucht wird. Und natürlich ist finanzielle Unterstützung wichtig.

STANDARD: Was ist die größte Herausforderung bei Hilfsaktionen?

Gudnitz: Auf alle Fälle die großen Distanzen. Vanuatu erstreckt sich von Nord bis Süd auf über 1200 Kilometer, es dauert also, bis man alle Inseln erreicht hat. Und dann liegt Vanuatu selbst noch sehr abgelegen, Hilfe muss erst einmal ankommen. Rettungsorganisationen sind aber darauf trainiert, solche Herausforderungen zu meistern. Und man muss dazu auch sagen, dass die Einwohner von Vanuatu widerstandsfähig sind. Sie haben solche Katastrophen schon oft durchgemacht, sie wissen also damit umzugehen. Schon jetzt sind sie dabei, aufzuräumen und das Land wiederaufzubauen. (Kim Son Hoang, DER STANDARD, 16.3.2015)