Putin ist zwar zehn Tage lang nicht in der Öffentlichkeit aufgetaucht, aber er spricht doch: Er hat eine Überprüfung der Gefechtsbereitschaft von Streitkräften im westlichen Wehrbezirk sowie bei der Nordflotte und den Luftlandetruppen angeordnet. Der westliche Militärbezirk hat sein Hauptquartier in St. Petersburg.

Nahezu gleichzeitig sagte Putin in einer russischen TV-Doku, dass er in der Krimkrise vor einem Jahr kurz davor gestanden sei, das Atomwaffenarsenal für den Fall eines Militärangriffs des Westens in Alarmbereitschaft zu versetzen. Er sei bereit gewesen, "sich der schlimmsten Wendung zu stellen, welche die Ereignisse hätten nehmen können". Man hätte für den Fall eines Angriffs durch ein US-Kriegsschiff im Schwarzen Meer Raketen aufgestellt.

Die Vorstellung, dass US- Präsident Obama einen Angriff auf Russland starten würde, ist sogar für die abseitigsten Verschwörungstheoretiker im Internet zu absurd. Aber Putin fabuliert über westliche Bedrohungen und lässt alle Augenblicke russische Streitkräfte in Alarmbereitschaft versetzen, riskante Scheinangriffe auf die baltischen Staaten fliegen etc. Ganz abgesehen vom kaum mehr verdeckten Krieg in der Ostukraine. Aber der Westen ist in den Hirnen der Verschwörungstheoretiker ein "Kriegstreiber".

Der Eindruck wird immer stärker, dass Putin glaubt, irgendwem zu Hause irgendetwas beweisen zu müssen. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 17.3.2015)