Bregenz – Drei Stimmen haben den Bregenzer Bürgermeister Markus Linhart (VP) vor einer Stichwahl gegen seinen größten Gegner, SPÖ-Parteichef Michael Ritsch, bewahrt. Nach dieser Anspannung gönnt sich Linhart zwei freie Tage. Dann will er Koalitionsgespräche führen. Als Erster an der Reihe: Lieblingsfeind Ritsch. Nicht weil Linhart gerne mit Ritsch würde, sondern "in der Reihenfolge der Fraktionsstärke".

Mit Ritsch hat Linhart seit Sonntag etwas gemeinsam: Beide haben zwei Mandate verloren. Die VP hat nun 16 von 36, die SPÖ acht. Als Mehrheitsbeschaffer bewährt haben sich in der Landeshauptstadt in den letzten fünf Jahren die Grünen. Vizebürgermeisterin Sandra Schoch (Grüne) hat sich bereits vor der Wahl für eine weitere Koalition angeboten. Am Sonntag hat sich für Linhart eine weitere Option aufgetan: Die FPÖ überholte mit Andrea Kinz die Grünen, brächte sechs Mandate ein. Linhart will keine Präferenzen äußern: "Ich rede mit allen."

Feldkirch: Grüne Zweitstärkste

In Feldkirch, wo die VP sieben Mandate verlor, aber immer noch 18 von 36 Sitzen in der Stadtvertretung hat, ist Schwarz-Grün keine Option. Stadträtin Marlene Thalhammer (Grüne) ist eine deklarierte Gegnerin des geplanten Stadttunnels. Die Grünen sind mit sieben Mandaten in Feldkirch Zweitstärkste.

Mit der neuen Ein-Mann-Fraktion "WIR-Plattform für Familien" könnte sich Berchtold einen Mehrheitsbeschaffer holen. WIR-Mann Christoph Alton gilt als fundamentalistischer Abtreibungsgegner. Die FPÖ, die mit Daniel Allgäuer den Mandatsstand auf sechs verdoppelte, würde den Vizebürgermeister wollen. Der ist aber für die potenzielle Berchtold-Nachfolgerin Barbara Schöbi-Fink reserviert, wie Partei-Insider wissen.

Egger im Dilemma

Eine schwierige Sache wird die künftige Stadtpolitik in Hohenems. FPÖ-Landesparteichef Dieter Egger hat Richard Amann und die VP zwar in beiden Wahlgängen überholt, in der Stadtvertretung hat er mit 16 von 36 Mandaten aber nicht die Mehrheit. Würde Egger die Stichwahl gewinnen, bräuchte er einen Koalitionspartner. Eine Mehrheit käme nur mit der Volkspartei (zwölf Sitze) oder den Grünen (sechs) zustande. Beide Konstellationen sind unrealistisch. Mit einem Bürgermeister ohne Mehrheit wären Neuwahlen nur eine Frage der Zeit. (Jutta Berger, DER STANDARD, 17.3.2015)