Wien - Leben ist Wandel. Auf dem Weg von der Wiege bis zur Bahre gilt es, sich treu zu bleiben und sich doch zu wandeln - sonst kommt die finale Versteifung früher als geplant. In der Klassikbranche fürchtet man sich etwas vor dem Dahinschwinden des p.t. Publikums, und so versucht man, mit neuen Formaten jüngere Publikumsschichten anzulocken.

So bieten das Konzerthaus und die Wiener Symphoniker seit dieser Saison die Reihe "Frid@ys at 7" an. An vier Freitagen offeriert man im Großen Saal (um 19.00) "in etwa einstündigen Konzerten ohne Pause knackige Programme", die auch noch erklärt werden; danach kann man sich im Garderobenfoyer bei einem Weintschi oder Biertschi lockermachen und Konzertsolisten und anderen Musikern beim Musikmachen nah sein.

Das Freitagskonzert Nummer drei leitete John Adams, der berühmte US-Komponist hatte auch gleich ein eigenes Werk mitgebracht: Das 25-minütige Stück Absolute Jest für Streichquartett und Orchester wäre als ein "enormes Scherzo" über Beethoven zu verstehen, so Adams in einer kurzen Ansprache. Der 68-Jährige hat hier Motive des großen Tüftlers zu einem etwas faden, platten Potpourri vermengt. Immerhin ist die Besetzung originell, und das (verstärkte) Doric String Quartet musizierte mit Prägnanz.

Bei der anschließenden 4. Symphonie Beethovens boten Adams und die in schwarzen Hemden musizierenden Symphoniker stürmischen Elan. Vor der Beethovenstatue im Parterre heizte dann das Doric String Quartett mit einem "knackigen" Dreiminüter ein, ehe das Geremus Jazz Trio mit beschaulichem Radio-Wien-Retrojazz das eine oder andere Konzertbesucherinnenbein zu einem sanften Wippen verführte. (end, DER STANDARD, 16.3.2015)