Ein gemeinsamer Europäischer Energiemarkt erinnert an die Anfänge der EU, die mit der Gründung einer Montanunion begann. Unter dem Eindruck des Zweiten Weltkrieges wurde in den 50er-Jahren klar, dass es für die strategische Produktion rund um Kohle, Eisen und später Stahl ein einheitliches Auftreten geben müsse. Dass man also gemeinsam stärker sei.

Mittlerweile ist aus den sechs Gründerstaaten eine EU-28 geworden. Angesichts der Kriege in der Ukraine und im arabischen Raum wird klar, wie verletzlich die EU-Energieversorgung mit ihrer hohen Importabhängigkeit ist. Die Staatengemeinschaft gibt jährlich rund 400 Milliarden Euro für Energieimporte aus. Dazu kommen noch verschiedenste Unterstützungen auf Mitgliedsstaaten- und EU-Ebene: So werden für erneuerbare Energien in Summe rund 220 Milliarden Euro ausgegeben.

Ein gemeinsames Auftreten, ein gemeinsamer Markt bergen angesichts der hohen Summen enorme Einsparungspotenziale. Nebenbei könnten so die teilweise extremen Abhängigkeiten von einzelnen gas- und ölexportierenden Staaten zurückgedrängt werden.

Wenn man eine gemeinsame Einkaufspolitik der EU in Sachen Energie derzeit noch als unvorstellbar ansieht, muss man sich nur an die Montanunion zurückerinnern. Deren Entstehen war ein großer Wurf und weitreichend visionär. Es braucht in Europa eine Art Montanunion 2.0. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, 16.3.2015)