Wie der Künstler Jochen Höller das Thema Geld, Finanzblasen, ökonomische Krisen und andere monetäre Turbulenzen durchdenkt und bearbeitet.

Zu sehen in der STANDARD-Schwerpunktausgabe zum Thema "Verteilungsgerechtigkeit" und hier in einer Ansichtssache. Viel Vergnügen!

Essay von Bert Rebhandl: Verteilungsgerechtigkeit - eine Frage der Integrität

Jochen Höller: Den Wert des Mammons beim Wort genommen

Geld! Geld! Geld! Nach Gelde drängt, am Gelde hängt doch alles: "Ach wir Armen!", hätte Goethe geschrieben. Auch die "Finanzblase" des Künstlers Jochen Höller speist sich aus Geld, das er aus Büchern über Finanzblasen, Krisen und Reichtum extrahierte.

Foto: Lea Titz; Jochen Höller; Courtesy Galerie Mario Mauroner Contemporary Art Salzburg-Vienna

Alchemie des Geldes: Die "Geldschleuder" des Künstlers Jochen Höller ist ein Gedankenexperiment, das damit spielt, wie es wäre, wenn man eine Maschine mit all dem Wissen über Geld und seine Vermehrung füttern könnte, um daraus Geld zu erzeugen. Nahrung gibt es genug: Von soziologischen und ökonomischen Klassikern wie Georg Simmels "Philosophie des Geldes" oder Ludwig von Mises’ "The Theory of Money and Credit" bis zu literarischen Werken wie Émile Zolas "Das Geld" oder John Steinbecks "Geld bringt Geld".

Foto: Lea Titz; Jochen Höller; Courtesy Galerie Mario Mauroner Contemporary Art Salzburg-Vienna

Geldwissen rein, Geld raus: Jochen Höllers Bücherobjekt.

Foto: Lea Titz; Jochen Höller; Courtesy Galerie Mario Mauroner Contemporary Art Salzburg-Vienna

In seiner Arbeit mit dem Titel "Karl Marx - Arbeit/Geld" unterzieht der Künstler Jochen Höller "Das Kapital" (1867) von Karl Marx einer Untersuchung mit künstlerischen Mitteln: Er hat aus dem Buch jede "Arbeit" und alles "Geld", die darin vorkommen, ausgeschnitten und angehäuft. Der Arbeitshaufen ist deutlich größer als der Geldberg. In seinem Vorwort berief sich Marx übrigens auf den "Wahlspruch des großen Florentiners", gemeint war Dante Alighieri, der einmal sagte: "Gehe deinen Weg, und laß die Leute reden!"

Foto: Lea Titz; Jochen Höller; Courtesy Galerie Mario Mauroner Contemporary Art Salzburg-Vienna

Das Original ohne Arbeit und Wert: Karl Marx' "Kapital" ohne die Wörter Arbeit und Wert. Ohne Wert?

Foto: Lea Titz; Jochen Höller; Courtesy Galerie Mario Mauroner Contemporary Art Salzburg-Vienna

Ein künstlerischer Steinbruch: Jochen Höller meißelte aus Karl Marx’ "Das Kapital" die ganze "Arbeit", die drinsteckte, und das "Geld", um das es ging, heraus und verglich die Mengen. Ist mehr denn zwangsläufig mehr wert als weniger?

Foto: Lea Titz; Jochen Höller; Courtesy Galerie Mario Mauroner Contemporary Art Salzburg-Vienna

Schriftsteller Daniel Kehlmann hat die Welt literarisch vermessen. Künstler Jochen Höller hat "Die Vermessung der Welt" vermessen und alle Satzzeichen aufgefädelt.

Foto: Lea Titz; Jochen Höller; Courtesy Galerie Mario Mauroner Contemporary Art Salzburg-Vienna

Ein Roman nur in Satzzeichen: "Die Vermessung der Welt" von Daniel Kehlmann, vermessen von Jochen Höller.

Foto: Lea Titz; Jochen Höller; Courtesy Galerie Mario Mauroner Contemporary Art Salzburg-Vienna

Für das Werk "Georg Simmel - Die Philosophie des Geldes / Geldspirale II" hat Künstler Jochen Höller alle Geld-Wörter aus dem Klassiker des deutschen Soziologen aus dem Jahr 1900 ausgeschnitten und spiralenförmig angeordnet. Es gibt viel "Geld", aber auch Geldvorrat und mehrfach "Wergeld", ein germanisches Sühnegeld. Simmels Schluss lautete: Geld wird Gott.

Foto: Lea Titz; Jochen Höller; Courtesy Galerie Mario Mauroner Contemporary Art Salzburg-Vienna

"Georg Simmel – Die Philosophie des Geldes / Geldspirale II": Künstler Jochen Höller hat der berühmten Analyse des deutschen Soziologen jedes "Geld" und alle anderen zusammengesetzten Wörter mit "Geld" entzogen und die im Buch beschriebene Durchdringung moderner Gesellschaften bildlich dargestellt.

Foto: Lea Titz; Jochen Höller; Courtesy Galerie Mario Mauroner Contemporary Art Salzburg-Vienna

"Zauberformel Geld" lautet der Titel dieses Objekts von Jochen Höller. Der Künstler verwendete dazu fünf Geldratgeber, deren Inhalt - zum Beispiel "Wie wird man reich" (Jean Paul Getty) oder "Die Zauberformel des Reichtums" (Louis Navellier) - in der Skulptur verbildlicht wird. Die Anlage nimmt Satzschnüre aus den Büchern auf, und schließlich kommt ein neu gestaltetes Buch heraus, quasi der ultimative Ratgeber über Geld und Reichtum oder: die Zauberformel Geld.

Foto: Lea Titz; Jochen Höller; Courtesy Galerie Mario Mauroner Contemporary Art Salzburg-Vienna

Detailansicht der "Zauberformel Geld"

Foto: Lea Titz; Jochen Höller; Courtesy Galerie Mario Mauroner Contemporary Art Salzburg-Vienna

Detailansicht der "Zauberformel Geld"

Foto: Lea Titz; Jochen Höller; Courtesy Galerie Mario Mauroner Contemporary Art Salzburg-Vienna

Das Endergebnis des Objekts "Zauberformel Geld": Ein Buch mit Originalsätzen aus anderen Büchern.

Foto: Lea Titz; Jochen Höller; Courtesy Galerie Mario Mauroner Contemporary Art Salzburg-Vienna

Mehrwertproduktion durch Wörterextrahierung - der "mehr"+"Wert"-Berg. Jener mit den Wörtern "noch", "mehr" und "Wert" ist noch größer. Ist er noch mehr wert?

Foto: Lea Titz; Jochen Höller; Courtesy Galerie Mario Mauroner Contemporary Art Salzburg-Vienna

Mehrwertproduktion durch Wörterextrahierung - der "mehr"+"Wert"-Berg. Jener mit den Wörtern "noch", "mehr" und "Wert" ist noch größer. Ist er noch mehr wert?

Foto: Lea Titz; Jochen Höller; Courtesy Galerie Mario Mauroner Contemporary Art Salzburg-Vienna

Budgetloch einmal anders: Man nehme 19 Bücher, die sich mit Schulden, Finanzkrisen, Finanzcrashs, Staatsbankrotten etc. beschäftigen, mit Titeln wie "Der Crash", "The Big Reset" oder kurz und bündig "Schulden", staple sie übereinander, fräse ein Loch hinein - und fertig ist das Budgetloch, wie es Künstler Jochen Höller gestaltet hat.

Foto: Lea Titz; Jochen Höller; Courtesy Galerie Mario Mauroner Contemporary Art Salzburg-Vienna

Im zweiteiligen Werk mit dem Titel "Megacity" aus den Jahren 2013 und 2014 hat Künstler Jochen Höller die Hauptverkehrsrouten verschiedener Städte aus diversen Straßenplänen ausgeschnitten und zu Megacitys verwoben. Darin führen Straßen von der einen Stadt in eine andere und weiter zur nächsten.

Foto: Lea Titz; Jochen Höller; Courtesy Galerie Mario Mauroner Contemporary Art Salzburg-Vienna

Detailansicht aus "Megacity".

Foto: Lea Titz; Jochen Höller; Courtesy Galerie Mario Mauroner Contemporary Art Salzburg-Vienna

Die Highways des globalen Finanzkapitalismus: Für das Objekt "Finanzplatz" hat der Künstler Jochen Höller die Hauptverkehrsrouten und Autobahnknotenpunkte der Straßenkarten der 20 laut Global Financial Centres Index 2013 größten Finanzplätze der Welt ausgeschnitten und verbunden. Los geht’s! Von London nach New York, Hongkong, Zürich und Boston via Frankfurt, Sydney, Tokio, Los Angeles, Schanghai nach Luxemburg, Vancouver, Singapur, Genf, Seoul über Toronto, Chicago, Washington und Montreal nach Wien!

Foto: Lea Titz; Jochen Höller; Courtesy Galerie Mario Mauroner Contemporary Art Salzburg-Vienna

Du bist, was du kaufst. Bist du, was du kaufst? In seiner Arbeit "Konsum 2012" dokumentierte der Künstler Jochen Höller das Jahr mit den Barcodes von Produkten, die er in diesem Jahr erworben hat. Wer besonders neugierig ist, was er denn so konsumiert hat, kann versuchen, mit einem Barcode-Reader auf dem Smartphone einzelne Produkte zu dechiffrieren.

Foto: Jochen Höller; Courtesy Galerie Mario Mauroner Contemporary Art Salzburg-Vienna

Detailansicht aus der Arbeit "Konsum 2012"

Foto: Jochen Höller; Courtesy Galerie Mario Mauroner Contemporary Art Salzburg-Vienna

Das Geld vom Geld: Für die Arbeit "John Maynard Keynes – Vom Gelde" extrahierte der Künstler Jochen Höller alle "Geld"-Wörter aus dem Klassiker des britischen Ökonomen. Dieser sprach sich vor allem für eine makroökonomische Steuerung und aktive Geld- und Finanzpolitik durch die Regierungen zur Überwindung von ökonomischen Krisen aus.

Foto: Lea Titz; Jochen Höller; Courtesy Galerie Mario Mauroner Contemporary Art Salzburg-Vienna

Für das Text-Objekt "Friedrich August von Hayek – Prices and Production" verwob Künstler Jochen Höller Sätze aus dem Werk des 1899 in Wien geborenen Ökonomen. Die Texte dieses Vertreters der Österreichischen Schule der Nationalökonomie hatten enormen Einfluss auf die Wirtschaftswissenschaften, wofür Hayek auch 1974 gemeinsam mit Gunnar Myrdal mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Sein Werk überschritt Büchergrenzen und gehört zu den Grundlagentexten des Liberalismus.

Foto: Lea Titz; Jochen Höller; Courtesy Galerie Mario Mauroner Contemporary Art Salzburg-Vienna