Zu Silvester soll man zu Hause bleiben. Zu Silvester soll man sich nicht in der Nähe einer Tankstelle (Shop?) aufhalten. Zu Silvester soll man nicht auf eine Gruppe herumstehender Wiener Polizisten (und Polizistinnen) zugehen und eine Konversation beginnen. Vor allem soll man einen Polizisten dabei nicht mit dem Finger berühren. Schon gar nicht, wenn man eine 47-jährige Dame ist.

Dann endet das nämlich mit einem Steißbeinbruch, mehreren Hämatomen, einer Anzeige wegen "Widerstands gegen die Staatsgewalt" und einer Anklage durch die Staatsanwaltschaft, ohne dass der Herr Staatsanwalt auch nur eine Zeugeneinvernahme durchgeführt hat. Und der Polizeigeneral sagt dazu: "Es gibt keinen Hinweis auf eine Misshandlung."

Der Falter hat diesen leider relativ typischen Vorfall aufgedeckt. Die Misshandelte bzw. ihr Anwalt haben das Video von der Tankstelle aufgetrieben. Dort sieht man einen vielleicht unangebrachten Versuch der Dame, mit den Polizisten in silvesterlichen Kontakt zu treten. Daraufhin stößt sie ein Polizist aggressiv weg, weitere Ordnungshüter, genug für eine mittlere Demo, stürmen herbei, die Dame wird zwischen Auto und Tankstellenwand gedrängt und verschwindet unter einem Pulk von Polizei. Aber: "Kein Hinweis auf Misshandlungen." Sehr vertrauensbildend ist das alles - nämlich wie krass überreagierenden Polizisten die Mauer gemacht wird. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 14.3.2015)