Thync verrät noch nicht genau, wie das Device aussehen und funktionieren soll

Foto: Screenshot/Thync

Bild nicht mehr verfügbar.

Umgekehrt funktioniert Emotiv: Das Stirnband zeichnet hier Gedankenströme auf und schickt sie weiter. Thyncs Gerät soll ähnlich aussehen

Foto: Reuters/Handout

Man kommt von der Arbeit nachhause, hatte einen frustrierenden Arbeitstag und fühlt sich gestresst. Zur Entspannung bleiben nur wenige Minuten. Daher setzt man sich ein Stirnband mit Elektroden auf, öffnet über das verbundene Smartphone eine App und beginnt, sich selbst Elektroschocks zu verabreichen. Was wie ein dystopisches Zukunftsszenario klingt, wird bald Realität – und soll tatsächlich funktionieren.

Stark modernisierte Methode

Entwickelt wurde die Technologie von einem US-amerikanischen Start-Up namens Thync, das eine Angst- und Stressreduktion durch die elektrischen Impulse verspricht. Mit der berüchtigten und mittlerweile verpönten Elektroschock-Therapie, die von Psychiaterin ab den 1930ern eingesetzt wurde, hat die Methode aber nur mehr wenig gemein. Tatsächlich wird die stark modernisierte Elektrokrampftherapie mittlerweile auch von renommierten Fachärzten wieder eingesetzt, etwa gegen schwere Depressionen.

Thync

Rätsel gelöst?

Thync will den "Genuss" dieser Therapie nun in sehr stark abgemilderter Form jedem Nutzer ermöglichen. Schon seit Jahren versuchen Hersteller, für den Haushaltsgebrauch entsprechend sanfte Lösungen zu entwickeln, bislang allerdings nur mit mäßigem Erfolg. Das könnte daran liegen, dass viele Forscher und Entwicklung von einer falschen Grundannahme ausgehen: Sie denken, dass die elektronischen Impulse direkt über den Schädelknochen in den dahinter liegenden Bereich des Gehirns geleitet wird. Laut Thync wirken die kleinen Elektroschocks jedoch auf Nerven in der Haut, die den Impuls ins Gehirn tragen würden.

Richtige Dosis gefunden

Das Start-Up versuchte daraufhin, diese Nerven ins Visier zu nehmen. Problematisch war aber, dass eine stärkere Dosis oft zu Hautverbrennungen führte. Mit einigem Experimentieren hat Thync aber nun offenbar die richtige Frequenz und Dosis getroffen. Eigene Studien zeigen, dass ein Großteil der Versuchspersonen sich durch Thync um einiges entspannter fühlt. Mit dem renommierten "Technology Review" durfte nun erstmals auch ein journalistisches Medium das smarte Stirnband testen.

Entspannter

Tatsächlich fühlte sich der Journalist Kevin Bullis nach dem Einsatz von Thync um einiges entspannter. Er bat acht Kollegen, das Gerät ebenfalls zu testen: Zwei spürten nichts, vier waren etwas beruhigter, bei zwei zeigte es wiederum sehr starke Wirkungen. Auch unabhängige, von Bullis befragte Wissenschaftler glauben, dass Thync nicht bei jedem gleich funktioniert.

Forscher: Sehr sicher

Allerdings seien die präsentierten Thesen der Thync-Forscher durchaus als plausibel zu beurteilen. Außerdem soll das Gerät extrem sicher sein. "Mit diesem Gerät kann absolut nichts passieren", so Joan Camprodon-Gimenez, der das Neuropsychiatrische Labor des Massachusetts General Hospitals leitet. Im schlimmsten Fall spüre man keine Wirkung. Auf gut Deutsch also: Hilft‘s nix, schad’ts nix. (Fabian Schmid, derStandard.at, 15.3.2015)