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Wein gibt's auch für die Carabinieri.

Foto: AP Photo/Luis Hidalgo

Letztes Wochenende im Friaul, ein Besuch bei den Weinbauern, die im Augenblick noch nicht so viel zu tun haben, aber gemächlich gerade den 2014er-Jahrgang in Flaschen abfüllen und dabei nahezu zwangsläufig den einen und anderen Schluck verkosten. 15 Grad, wir sitzen draußen, die geöffnete Flasche, zu der sich rasch andere dazugesellen, veranlassen zwei andere Weinbauern, ihren Traktor anzuhalten und auf ein Schlückchen vorbeizuschauen. Valneo erzählt empört: Man habe ihm den Führerschein abgenommen. Natürlich hatte er zu viel Alkohol im Blut, wie denn auch anders, das ist seine Arbeit und sein Leben. Deswegen gleich den Führerschein kassieren?

Die anderen Weinbauern schlagen erzürnt mit den Pranken auf den Tisch. "Wo kommen wir denn hin, wenn man nicht einmal mehr betrunken mit dem Auto fahren darf! Sollen wir etwa zu Fuß gehen?", fragt Dorino aufgebracht. Tonino bekräftigt: "Ich trinke ausschließlich Wein. Mit Wasser wasch ich mir höchstens die Füße!" Dorino ergänzt: "Wenn überhaupt."

Alle steigen ins Auto

Dann biegt ein Polizeifahrzeug auf den Hof. Zwei Beamte der Carabinieri entsteigen dem Wagen, eine Frau und ein Mann, bei Valneo pocht sichtbar die dicke Ader am Hals.

Der Beamte stellt sich zum Tisch und fragt, ob es was zum Trinken gibt. Valneo stellt ihm wortlos ein Weinglas hin, füllt es randvoll. Der Beamte leert es und schnalzt mit der Zunge. Tonino sagt: "Valneo hat den besten Wein." Der Beamte nickt, seine Kollegin fragt nach Wasser. "Und das beste Wasser hat er auch", sagt Tonino. Die Beamtin bekommt das Wasser, ihr Kollege noch einen Wein, auch die Bauern schenken sich tüchtig nach. Nach einer Stunde und etlichen weiteren Gläsern löst sich die Versammlung. Alle steigen ins Auto. (Michael Völker, DER STANDARD, 13.3.2015)