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Die steigenden Temperaturen bescheren der Nordhalbkugel längere Hitzewellen und weniger Unwetter. Die Ursache dafür ligt in der schnellen Erwärmung der Porlarregion.

Foto: REUTERS/Lucas Jackson

Potsdam - Der Klimawandel hat für die Nordhalbkugel einen vordergründig positiven Effekt: Die steigenden Temperaturen sorgen dafür, dass sommerliche Unwetter seltener werden. Die Schattenseite dieser Entwicklung: Dadurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit anhaltender Hitzewellen. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Donnerstag veröffentlichte Studie eines Wissenschaftlerteams des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) in Potsdam.

Mehr stabile Hitzephase

Demnach wirken sich die temperaturbedingten Klimaveränderungen auf die großflächige Luftzirkulation aus und schwächen sie ab. Die daraus folgende geringere Sturmaktivität führt nach Angaben der Experten, die ihre Erkenntnisse nun in der Fachzeitschrift "Science" veröffentlichten, zu insgesamt stabileren Wetterlagen. Weil Stürme im Sommer oft kühle und feuchte Luft von den Ozeanen über die Kontinente transportieren und damit Warmphasen beenden, bedeutet dies demnach ein steigenden Risiko längerer Hitzewellen.

"Ein ungebremster Klimawandel könnte die sommerlichen Luftströme weiter abschwächen, was dann das Risiko von Hitzewellen erhöht", erklärte Co-Autor Jascha Lehmann vom PIK. Die Hitzeextreme der vergangenen Jahre könnten erst der Anfang sein. Eine davon traf 2010 Russland, wo es zu Missernten kam und verheerende Waldbrände wüteten.

Die Forscher werteten Daten von Wettersatelliten und -beobachtungsstationen aus. Ihren Angaben zufolge war es das erste Mal, dass sich Wissenschafter mit den Sommerstürmen befassten. Bisher standen vor allem die stärkeren Winterstürme im Fokus.

Unterschiedlich starke Auswirkungen

Die Ursache für das Phänomen vermuten die PIK-Experten in den unterschiedlichen regionalen Auswirkungen des Klimawandels auf die Nordhalbkugel. Die Polargegend erwärmt sich doppelt so schnell wie andere, weil sie bedingt durch das Schmelzen des Meereises mehr Wärme aufnimmt.

Das wiederum reduziert der Theorie der Experten zufolge die Temperaturdifferenz zwischen der Arktis und dem wärmeren Rest der nördlichen Halbkugel, was den für das Wettergeschehen zentralen Jetstream beeinflussen könnte. Das sind Luftströmungen von globalen Dimensionen, die durch Temperaturunterschiede angetrieben werden.

"Die Hitze-Extreme nehmen nicht einfach nur deshalb zu, weil wir den Planeten erwärmen, sondern weil der Klimawandel zusätzlich Luftströme stört, die wichtig sind für die Entstehung unseres Wetters", erklärte Studien-Leitautor Dim Coumou. (APA/red, derStandard.at, 15.3.2015)