Mitarbeiter von Greenpeace nahmen nahe der Deponie in Brückl in Kärnten Wasserproben aus der Gurk. Es konnte eine HCB-Konzentration festgestellt werden, die teils deutlich über dem HCB-Grenzwert für Oberflächengewässer liegt.

Foto: Arnold Pöschl / Greenpeace

Brückl/Wien – In Wasserproben, die nahe der Donau Chemie-Deponie im Kärntner Brückl aus dem Fluss Gurk entnommen wurden, konnte eine HCB-Konzentration festgestellt werden, die teilweise deutlich über dem Grenzwert für Oberflächengewässer liegt. Das teilte die Umweltorganisation Greenpeace am Mittwoch mit. Der höchste HCB-Wert betrug 0,12 Mikrogramm pro Liter, die noch zulässige Höchstgrenze wurde damit um mehr als das Doppelte übertroffen.

Auch vier weitere Umweltgifte aus Altlasten der Deponie wurden teils in erheblichen Mengen nachgewiesen. "Dass wir dort Umweltgifte finden würden, war uns klar", sagte Greenpeace-Chemiker Herwig Schuster dem STANDARD. "Aber dass die HCB-Werte so hoch waren, hat uns überrascht. Es braucht deutliche Warnungen für die dort lebende Bevölkerung, das Wasser nicht zu verwenden."

Schuster rät davon ab, mit dem Wasser im Unterlauf der Gurk zu bewässern. Nutz- und Haustiere sollten kein Flusswasser trinken und vom Uferbereich ferngehalten werden.

Auch Fische belastet

Laut Michael Johann, Grün-Abgeordneter in Kärnten, gilt seit 2010 eine Empfehlung, nahe der Deponie gefangene Fische auch wegen der HCB-Belastung nicht zu verzehren. Nach Messungen im Dezember 2014 ist die Empfehlung vom Land Kärnten erst am Dienstag bis zur Mündung der Gurk in die Drau ausgeweitet worden. Diese ist 15 Flusskilometer von der Deponie entfernt.

Laut Schuster wurden nahe der Deponie zuletzt 2007 amtliche Messungen durchgeführt. Die aktuellen Greenpeace-Untersuchungen – die mit den Messreihen aus 2007 nicht direkt vergleichbar sind – würden aber auf einen Anstieg der Emissionen hindeuten.

Grundwasserschutz nicht gegeben

Die Sanierung der Deponie wurde nach dem Bekanntwerden des HCB-Skandals im Görtschitztal im November gestoppt. Erst im Februar wurde behördlich verordnet, Kalkschlamm-Flächen abzudecken, um Emissionen von Chlorkohlenwasserstoff (CKW) gering zu halten. Grundwasserschutz sei damit aber nicht gegeben, warnt Schuster. "Die Umweltgifte könnten auch das Klagenfurter Grundwasserschongebiet erreichen." Das Material auf der Deponie müsse zügig entfernt werden.

Die Firma Donau Chemie pocht darauf, dass das Zementwerk Wietersdorf den Vertrag zur Blaukalk-Verwertung erfüllen muss. Weil Wietersdorf den mit HCB belasteten Blaukalk der Deponie nicht mehr selbst verbrennen darf, müsste Wietersdorf Subunternehmer finden. Ansonsten droht Donau Chemie mit einer Neuausschreibung, die jahrelange Verzögerungen zur Folge hätte. (David Krutzler, derStandard.at, 11.3.2015)