Mit Schaben verbinden viele Menschen zuallererst einmal Schädlinge, Unrat, Hitze, Gestank und andere Unannehmlichkeiten. An komplexe Lebewesen mit individuellen Persönlichkeitszügen denkt beim Anblick einer Kakerlake wohl kaum jemand. Doch genau das wäre angebracht, wie Forscher der Freien Universität Brüssel unlängst in den "Proceedings of the Royal Society B" berichteten.

Die Wissenschafter um Isaac Planas-Sitjà untersuchten das Verhalten von insgesamt 304 Exemplaren der Amerikanischen Großschabe (Periplaneta americana) über drei Monate hinweg. Zu diesem Zweck versahen sie die lichtscheuen Insekten mit Mikrochips, um deren Verhalten in einer neuen Umgebung ganz genau mitverfolgen zu können. Anschließend setzten sie die Schaben in Gruppen in einer für sie unbekannten Umgebung aus - und beobachteten ihre Reaktion auf eine helle Lichtquelle. Das Ergebnis sehen Sie in diesem Video:

Reuters

In den vergangenen Jahrzehnten konnten Forscher "Persönlichkeitszüge", also konsequente individuelle Verhaltensweisen, bei zahlreichen Wirbellosen nachweisen, etwa bei Wasserläufern oder sozialen Spinnen. Das Team um Planas-Sitjà interessierte sich besonders für Schaben, die keine Staaten bilden, aber dennoch gerne in Gruppen leben: "Sie sind alle unabhängig, aber sehr gesellig", so der Forscher. Und manche sind eben mutiger als andere.

--> Sciencemag.org: "Even cockroaches have personalities"

--> Proceedings of the Royal Society B: "Group personality during collective decision-making: a multi-level approach"

(red, derStandard.at, 15.3.2015)