Una Abraham in der Küche ihres Hauses im Südburgenland. Der Abstand zwischen Steinofen und Arbeitsfläche entspricht der Spannweite ihrer Arme.

Foto: Christian Benesch

Ich kann dem Spruch, Essen sei der Sex des Alters, nichts abgewinnen. Ich wehre mich generell gegen Vergleiche, in schönen wie in unschönen Dingen des Lebens. Ein Genuss oder ein leidenschaftliches Erlebnis sollte nicht gegen ein anderes aufgewogen werden. Kochen ist eine Liebeserklärung an die Gäste, es geht ferner um Stimmungen, privat wie im Restaurant. Meine Küche soll ein Ort für alle Sinne sein.

Ich glaube nicht, dass ich zu Hause sehr viel anders ans Kochen herangehe als im Restaurant. Im Lokal stellt die Vorbereitung das Um und Auf dar. Vielleicht ist sie sogar wichtiger als die Gabe des Kochenkönnens. Wenn ich privat koche, kann ich mich ganz anders vorbereiten, allein schon weil ich weiß, wann der Besuch kommt. Im Restaurant habe ich keine Möglichkeit zu steuern, wie viele Gäste was und wann essen möchten.

"Kochinseln habe ich nie verstanden"

Unter der Woche bin ich täglich 15 bis 16 Stunden im Restaurant in Wien, am Wochenende koche ich bei mir zu Hause im südlichen Burgenland. Meine Küche dort habe ich selber geplant, und auch den Ofen habe ich neu setzen lassen. Die Distanz zwischen Küchenzeile und Ofen wurde durch die Spannweite meiner Arme festgelegt. Die Küchenzeile besteht aus seltenen honigfarbenen Betonschalplatten, einem Material, das ich sehr liebe und das sehr widerstandsfähig ist.

Dass der Kühlschrank nicht neben den Herd kommt und man eine ordentliche Arbeitsfläche braucht, ist klar. Apropos: Diese Kochinseln mit integriertem Herd in der Mitte einer Küche habe ich nie verstanden. Ebenfalls verdächtig sind für mich Küchen, in denen so richtig gar nichts herumsteht, in denen alles in geschlossenen Kästen verstaut ist.

Rosa Kitchen Aid

Auf meinem Herd wird übrigens nicht nur gekocht. Er beheizt das ganze Haus. Natürlich hätte ich auch gern Gas, aber das gibt's halt auf dem Land nicht. Es geht aber gar nicht so sehr um E-Herd, Gas oder Feuer. Beim Kochen geht es wie erwähnt um Liebe und Gewissen. Das fängt schon bei den Zutaten an. Das modernste Gerät, das man in meinen Küchen findet, ist übrigens eine Küchenmaschine von Kitchen Aid. Die liebe ich. Zu Hause hab ich sie sogar in Rosa. Ich bin da ein bisschen altmodisch. Auch Plastik hab ich nicht so gern um mich herum. Ich glaube, ich habe in meinem Leben sechs Entsafter gekauft, sie allerdings alle sofort irgendwo verstaut, weil ich sie nicht anschauen wollte. Man kann sagen, dass ich es generell nicht so mit Geräten habe, wobei schon klar ist: Das Leben mit einem stumpfen Messer ist mühsam.

Auf jeden Fall erwähnenswert ist mein Ausblick durch das Küchenfenster. Der erfreut mein Herz zu jeder Jahreszeit, ich sehe auf den Innenhof und bis nach Slowenien hinüber.

Nein, ich denke nicht, dass mich mein Vater, der Architekt war, bezüglich meines Interieurs besonders geprägt hat. Ich hab zwar die Liebe zum Ritual des Kochens von ihm geerbt, aber ansonsten gibt's da große Unterschiede. Ich würde sagen, ich hab mein Organisationstalent seinem fehlenden Organisationstalent zu verdanken.

Feuerstelle

Wie die ideale Küche aussieht, ist eine schwierige Frage. Ich glaube nicht, dass es dafür ein Rezept gibt. Die ideale Küche ist wahrscheinlich so individuell gestaltet wie derjenige, der in ihr kocht. Ich hab die Beobachtung gemacht, dass die Leute mit den teuersten und luxuriösesten Küchen die sind, welche am allerwenigsten kochen. Mir kommt überhaupt vor, die Küche wird immer mehr als Einrichtungsgegenstand denn als Ort zum Kochen gesehen. Küchen mögen sich optisch wie technisch immer weiterentwickeln, aber der Mittelpunkt einer Küche wird immer die Feuerstelle bleiben. Die besten Essen, die ich in meinem Leben genießen durfte, wurden jedenfalls nicht in Hightech-Küchen zubereitet. (Michael Hausenblas, Rondo, DER STANDARD, 13.3.2015)