Wien - Mit 17 Werken ist Spanien (hinter Deutschland) der zweitgrößte Autoproduzent in Europa. Nach einer schmerzhaften Restrukturierung generiert die Branche wieder Zuwachsraten. Die Fahrzeugproduktion legte im ersten Halbjahr 2014 laut Branchenverband ANFAC um etwa zwölf Prozent zu, die Ausfuhren stiegen um 8,1 Prozent. Die Wirtschaftskammer Österreich ortet "große Exportchancen" für heimische Exporteure.

In der ersten Jahreshälfte 2014 seien in Spanien um 18 Prozent mehr Autos zugelassen worden als in der Vergleichsperiode des Jahrs davor. Für 2014 veranschlagt der spanische Verband der Automobilhersteller eine Jahresproduktion von 2,4 Millionen Fahrzeugen - das entspricht einem Produktionsplus von 14 Prozent. Spanien knüpft damit an die alten Werte aus den Jahren 2008-2011 (rund 2,37 Millionen Stück) an. Die dynamische Entwicklung setzte dem Handelsdelegierten der WKÖ in Madrid, Michael Spalek, zufolge 2013 ein. 2012 war die Branche mit 1,98 Millionen Fahrzeugen am Tiefpunkt.

Exportanteil enorm

Die Wirtschaftskrise zwang die Autohersteller zu einer umfassenden Restrukturierung - die Kosten wurden reduziert, Personal abgebaut, die Löhne gesenkt und Branchen-Kollektivverträge gekippt. Auf fünf Krisenjahre folgt der Aufschwung. In den vergangenen Jahren investierten die Autohersteller bereits rund vier Mrd. Euro in die spanischen Werke, bis 2017 sollen es laut ANFAC noch einmal bis zu 3,5 Mrd. Euro werden.

Derzeit stellt Spanien in den Endmontagewerken 48 verschiedene Modelle für die acht Autokonzerne Ford, GM, Iveco, Mercedes-Benz, Nissan, PSA Peugeot Citroen, Renault und Volkswagen-Seat-Audi her. In den vergangenen Jahren gingen rund 87 Prozent der spanischen Kfz-Produktion in den Export. 2014 dürfte das Exportvolumen gegenüber dem Jahr davor um 13,3 Prozent auf 29,7 Mrd. Euro angesprungen sein, schätzt die ANFAC.

Der Anteil der Autobranche am BIP betrug 2013 laut WKÖ-Außenwirtschaftsbüro Madrid 6,7 Prozent - inklusive Autovertrieb, -finanzierung und -versicherungen waren es 10 Prozent. Die Branche spüle zudem Steuern im Volumen von rund 25 Mrd. Euro in die Staatskasse. In dem Sektor seien direkt und indirekt rund 1,8 Millionen Personen beschäftigt - das entspricht etwa 8 Prozent der aktiven Bevölkerung in Spanien. Allein im ersten Halbjahr 2014 seien 6.500 neue Jobs geschaffen worden.

Österreich profitiert

Die österreichischen Exporteure haben ihr Liefervolumen nach Spanien in den ersten zehn Monaten 2014 vorläufigen Berechnungen zufolge indessen um 9,8 Prozent auf 1,84 Mrd. Euro gesteigert. Die Importe erhöhten sich um 3,5 Prozent auf 1,65 Mrd. Euro. "Im Gesamtjahr 2014 hatten wir aber ein kleines Handelsbilanzdefizit, früher hatten wir einen Überschuss", so der österreichische Handelsdelegierte Michael Spalek.

Grund dafür ist die zunehmende Ausfuhrstärke der Spanier, die hauptsächlich Autos, Lebensmittel (Oliven, Wein, etc.), Maschinen und Anlagen sowie Mode (siehe Zara, Mango und Desigual) exportieren - Hauptabnehmer ist die EU und hier vor allem Frankreich. Zahlen für das Gesamtjahr liegen noch keine vor.

Derzeit gibt es rund 150 österreichischen Niederlassungen in Spanien und mehr als 200 auf der gesamten Iberischen Halbinsel. Etwa 2.000 bis 3.000 österreichische Unternehmen exportierten Waren in das Land, schätzt der Wirtschaftsdelegierte der Wirtschaftskammer Österreich in Madrid.

Exportchancen für heimische Betriebe bieten sich laut Spalek beispielsweise bei Zulieferungen für die Kfz-Industrie, Maschinen und Anlagen sowie pharmazeutischen Produkten. (APA, 9.3.2015)