"Ein Therapieerfolg würde bedeuten, dass eine zusätzliche Testosterongabe eben diese Beschwerden behebt. Aber genau das konnte bisher nicht nachgewiesen werden", so Experte Robin Haring.

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"Aging Male Syndrom" ist ein Etikett für vielfältige für Altersbeschwerden von Männern: Der Körper wird unelastischer, das Gewicht steigt, Konzentrations- und Schlafstörungen häufen sich. Oft kommen Potenz- und Erektionsprobleme dazu. Schuld an ihren Problemen sei oft ein zu geringer Testosteronspiegel, tönt es längst aus den USA.

Kein Nutzen

Aber ein ursächlicher Zusammenhang solcher Beschwerden mit dem Testosteronspiegel, der auf natürliche Weise und ganz allmählich ab dem 19. Lebensjahr sinkt, ist nicht belegt. Vor allem fehlen die Nutzenbelege für eine Hormontherapie - zu diesem Schluss kommt die Verbraucherzeitschrift "Gute Pillen - Schlechte Pillen".

"Ein Therapieerfolg würde bedeuten, dass eine zusätzliche Testosterongabe eben diese Beschwerden behebt. Aber genau das konnte bisher nicht nachgewiesen werden", sagt der deutsche Gesundheitswissenschafter Robin Haring im Gespräch mit dem Magazin.

Ein weiteres Problem ist, dass es bisher keine umfassende und unabhängige Langzeitstudie zu Nutzen und Risiken der Behandlung gibt - oder wenigstens geplant ist. Denn was die Hormontherapie von Frauen angeht, gab es danach ein böses Erwachen: "Über Jahre wurde der Nutzen überbewertet und die Risiken unterschätzt", erinnert Haring.

Testosteron überschätzt

Was viele Männer besonders frustriert und in eine Arztpraxis treibt, das sind Potenz- und Erektionsstörungen. "Doch die gehen in der Regel ebenfalls nicht auf einen Hormonmangel zurück", sagt Prof. Haring. "Testosteron wird da überschätzt. Übergewicht und Rauchen sind die Hauptgründe, weil beide Faktoren die Blutgefäße verengen und so einen Großteil der Erektionsstörungen verursachen."

Hilfreich bei Potenzstörungen ist auf jeden Fall mehr Bewegung, weniger Alkohol, eine ausgewogene Ernährung, nicht zu rauchen und ausreichend zu schlafen. Weil Hormone immer vielfältig in das Körpergeschehen eingreifen, ist es besser und langfristig erfolgreicher, seinen Lebensstil zu ändern. (red, derStandard.at, 9.3.2015)