Linz - "Alles in allem: Entwickelt sich Österreich in die richtige Richtung oder ist das nicht der Fall?" Diese Frage stellte das Linzer Market-Institut in der Vorwoche 458 repräsentativ ausgewählten Wahberechtigten - und bekam von 67 Prozent zu hören, dass sie eine falsche Entwicklung des Landes wahrnehmen. Nur 22 Prozent sagen, das Land entwickle sich in die richtige Richtung.

Im Vergleich war Schüssel auf gutem Weg

Das ist der schlechteste Wert, seit das Institut im Auftrag des Standard diese Frage stellt. Die größte Zuversicht haben die Österreicher ausgerechnet im März 2005 geäußert, als dem damaligen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) gerade der Koalitionspartner FPÖ abhandenkam und die freiheitliche Parteiführung rund um Jörg Haider kurz darauf geschlossen ins BZÖ wechselte. Damals sahen 57 Prozent das Land auf dem richtigen Weg. Auch unter dem von der SPÖ gestellten Kanzler Viktor Klima gab es im Dezember 1998 einmal einen ähnlich hohen Wert.

Am deutlichsten zuversichtlich äußert sich die Gruppe der ÖVP-Wähler, während bekennende Anhänger der Freiheitlichen fast ausschließlich die negative Sicht vertreten.

Freiheitliche radikal negativ - und damit erfolgreich

Die FPÖ-Anhänger stellen aber unter den Befragten eine besonders große Gruppe, erklärt Market-Institutsleiter David Pfarrhofer: "Wir haben die FPÖ-Wähler in den Rohdaten sehr stark vertreten, übrigens seit mehreren Umfragewellen."

Das führt auch zu der Market-Hochrechnung, dass die FPÖ eine vorgezogene Nationalratswahl klar gewinnen würde: Mit 27 Prozent wäre sie die stärkste Partei vor der ÖVP (23 Prozent) und der SPÖ, die mit 22 Prozent nur auf den dritten Platz käme. Das hieße, dass die Koalitionsparteien zusammen nur noch 45 Prozent erreichen würden.

Auf den weiteren Plätzen liegen die Grünen (16 Prozent) deutlich vor den Neos (sieben Prozent) und den Kleinparteien Team Stronach und BZÖ mit je einem Prozent.

Schlechte Noten für Koalition

Market fragte auch, was die Österreicherinnen und Österreicher von der Regierung halten: Auf der fünfstufigen Schulnotenskala reicht es nur für 3,78 - denselben Schnitt wie im Oktober 2014.

Die weitere Frage, ob "die österreichische Bundesregierung die Probleme des Landes im Großen und Ganzen im Griff" habe, wird denn auch nur von 20 Prozent positiv beantwortet, 80 Prozent sagen, das wäre nicht der Fall - Stimmenthaltungen gibt es in dieser Frage kaum. In dieser Fragestellung sind es übrigens die erklärten SPÖ-Wähler, die die relativ größte Zuversicht äußern. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 9.3.2015)