Alle Jahre wieder: Rund um den Weltfrauentag am 8. März schwellen die Meldungen über vergleichsweise geringere Bezahlung und zu niedrigen Anteil von Frauen in Führungspositionen an. Jedes Jahr die gleichen Themen, die gleichen Zahlen, die gleichen Debatten. Ändern tut sich wenig, wenngleich viele Männer den Eindruck haben, Frauenförderung sei bereits zu weit gegangen.

Seit Jahren landet Österreich im EU-Vergleich bei den Gehaltsunterschieden zwischen Männern und Frauen auf einem der letzten Plätze. Die Differenz der Bruttostundenlöhne in der Privatwirtschaft liegt weiter bei 23 Prozent, der EU-Durchschnitt beträgt seit Jahren rund 16 Prozent. Daran hat auch die (angebliche) Gehaltstransparenz bei den Jobinseraten nichts geändert. In der Politik wird über diese Ungleichbehandlung außer bei einigen Alibiveranstaltungen nicht einmal mehr ernsthaft diskutiert, sie wird einfach zur Kenntnis genommen - auch von den Bürgerinnen und Bürgern.

Diskussionen über Quoten werden öffentlich nur noch selten mit Verve geführt, wie dies vor einigen Jahren noch der Fall war. Verbessert hat sich in der Realität aber wenig. 2011 hat sich die Regierung selbst verpflichtet, den Frauenanteil in Aufsichtsgremien der Unternehmen, an denen der Bund mit 50 Prozent oder mehr beteiligt ist, bis Ende 2013 auf 25 Prozent zu erhöhen. Für 13 von 57 Unternehmen ist diese Vorgabe noch immer nicht erfüllt.

In Deutschland wurde am Freitag im Bundestag mit großem Pomp die Einführung einer 30-Prozent-Frauenquote für Aufsichtsräte von großen Unternehmen beschlossen. Bisher liegt der Anteil bei 18,4 Prozent, in Vorstandsetagen dagegen bei nur 5,4 Prozent. In Österreich sieht es im Vergleich in Aufsichtsräten mit 13,5 Prozent Frauenanteil noch düsterer aus, in Vorstandsetagen mit 5,6 Prozent marginal besser.

Dort liegt aber die Macht, denn die operationellen Entscheidungen werden in den Vorstandsgremien getroffen. Die bisherigen Erfahrungen zeigen jedoch: Freiwillige Vorgaben schafft auch der Staat nicht, ohne finanzielle Sanktionen oder Anreize wird man in der Privatwirtschaft nicht weiterkommen.

An der Lebens- und Arbeitssituation fast aller Frauen ändert sich rein gar nichts, wenn in Aufsichtsräten mehr Frauen sitzen. Frauen brauchen keine Gnadenakte, sondern Rahmenbedingungen und konkrete Hilfestellungen. Frauen kämpfen sich nur dank besserer Ausbildung immer weiter nach oben.

Knackpunkt ist und bleibt die Kinderbetreuung: Wer zu wenige Betreuungsmöglichkeiten für unter Dreijährige anbietet, gibt Frauen keine Chance, überhaupt einer bezahlten Beschäftigung nachzugehen. In Österreich gibt es im Schnitt für 23 Prozent der Kinder dieser Altersgruppe eine Betreuungsmöglichkeit, in einigen Bundesländern trifft dies nur auf zwölf Prozent zu. In Belgien und Frankreich ist jedes zweite Kleinkind in einer Krippe oder einem Kindergarten, und arbeitende Frauen gelten dort nicht als "Rabenmütter". Das einkommensabhängige Kindergeld reduziert die Ausreden für Männer, warum sie nicht in Karenz gehen können.

Frauen lassen sich noch immer viel zu viel gefallen und machen auch selbst zu wenig darauf aufmerksam, sodass Gleichberechtigung öffentlich kein Thema mehr ist. (Alexandra Föderl-Schmid, DER STANDARD, 7.3.2015)