Zwei der vier Steine in Wiener Neustadt, deren Beschädigung nun entdeckt wurde. Die bläuliche Verfärbung erinnert an die Fälle in Graz.

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Wiener Neustadt/Graz - Wenige Wochen nachdem erste durch Säure beschädigte Stolpersteine in Graz entdeckt wurden, meldet nun auch der Arbeitskreis für Stolpersteine in Wiener Neustadt vier Steine mit derselben durch Säure bewirkten Blauverfärbung.

In Wiener Neustadt wurden seit 2010 über 100 Stolpersteine verlegt. "Rund zwei Drittel davon für jüdische Opfer des Nationalsozialismus", erzählt Anton Blaha vom Arbeitskreis Stolpersteine, der Rest erinnere an Euthanasieopfer, politische Opfer und drei Romamädchen. Die vier Steine, bei denen man Beschädigungen entdeckte, wurden alle für jüdische Opfer verlegt - zwei in der Haggenmüllergasse und zwei in der Grazer Straße.

Aufmerksam gemacht habe ihn der Direktor des Militärrealgymnasiums von Wr. Neustadt, Werner Sulzgruber, der die Biografien der jüdischen Opfer selbst recherchiert habe, so Blaha. Aufgrund von Fotos habe Karl Öllinger, Ex-Parlamentarier und Betreiber der Website stopptdierechten.at, ihn auf die Berichte im Standard über Säureattacken auf Grazer Stolpersteine aufmerksam gemacht, weil diese gleich aussehen.

Blaha zeigte die Beschädigungen am Donnerstagabend an. "Ich hoffe wirklich, das wird nicht als einfache Sachbeschädigung behandelt. Es richtet sich immerhin gegen Opfer des NS-Regimes", so Blaha. "Ich muss aber sagen, die Polizei war sehr offen, die nehmen das sehr ernst". In Graz ermittelt - wie berichtet - mittlerweile der Verfassungsschutz.

Schon frühere Attacken

Die nun entdeckten Beschädigungen sind allerdings nicht die ersten in Wiener Neustadt. "Schon 2013 mussten wir andere Steine jüdischer Opfer säubern, weil sie jemand bemalt hatte, damals allerdings mit Fassadenfarbe", so Blaha, der selbst studierter Chemiker ist. Bei den neuen Fällen glaubt er, dass es sich wie in Graz um Säure handelt.

Bei einem weiteren Stein eines politischen Opfers der Nazis in Wiener Neustadt hat sich jemand schon zweimal, 2013 und 2014, an der Messingplatte zu schaffen gemacht. "Die mussten wir jetzt nachbestellen" , so Blaha. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 7.3.2015)