"Sagen Sie basta zur Pasta!", schreibt Ulrich Strunz in seinem Buch.


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"Nudeln machen nicht glücklich, sondern süchtig", schreibt Ulrich Strunz, deutscher Internist und Gastroenterologe, in seinem neuen Buch "Warum macht die Nudel dumm?". Strunz entwickelte bereits das "forever young"-Diätprogramm und das Konzept der "Frohmedizin".

Und nun geht es der Pasta an den Kragen, die "verheerende Schäden in unserem Gehirn" anrichten soll. Schon das Vorwort hat es in sich: "Menschen mit den kürzesten Hosengürteln tendenziell mehr Grips im Kopf haben als die mit dickem Rettungsring um die Hüften." Wie er darauf kommt, bleibt auch nach der Lektüre ein Rätsel.

Kohlenhydrate streichen

Kohlenhydrate machen uns also dumm, so die Kernbotschaft. "Von düsterer Drohmedizin halte ich nichts. Ich bin überzeugter Frohmediziner", entwarnt Strunz. Und bringt uns eine Frohbotschaft, nämlich die Lösung für viele Zivilisationserkrankungen gefunden zu haben. Streiche man Kohlenhydrate vom Speiseplan, würden Migräne, Darmkrämpfe, Diabetes nämlich einfach "verschwinden".

Sogar multiple Sklerose und Krebs könnten erfolgreicher behandelt und sogar verhindert werden, wenn wir "minderwertige Kohlenhydrate" nicht mehr äßen. Ob damit sämtliche Kohlenhydrate gemeint sind oder nur jene in den Nudeln, bleibt offen. Das Gute, wenn wir die Teigwaren meiden: "Übergewicht verschwindet von selbst."

Auch wie das passieren soll, bleibt unklar. Zwischen Erklärungen des Body Mass Index, entbehrlichen Fallberichten von seiner Website und Abschweifungen zur Ernährung von Steinzeitmenschen und "nudelfreien Naturvölkern" findet man nur wenige gesicherte Fakten.

Stattdessen empfiehlt er unreflektiert absoluten "Kohlehydrateentzug" und sieht den Ausweg im Eiweiß, das uns wertvolle "Proteinpower" bringt. Und mit Kokosöl, Omega 3-Fettsäuren, Kaffee und Muskelkraft könne man auch die mit der Pasta erworbene Dummheit wieder bekämpfen.

Höheres Risiko für Demenz

Immerhin wird der Titel erklärt: Laut Strunz verfügen übergewichtige Pensionisten über schlechtere kognitive Werte als normalgewichtige. Dass dicke Menschen eher zu Demenz neigen, mag stimmen und wissenschaftlich untermauert sein. Ursache, so das Buch, sind die "Advanced Glycation Endproducts" (AGE), die durch die Verbindung von Alkohol und Eiweiß entstehen und sich im Gehirn ablagern.

Dass die Rolle der AGE noch recht unerforscht und kontrovers diskutiert wird, verschweigt Strunz. Und dass Übergewichtige im Vergleich zu Normalgewichtigen sogar an Gehirnmasse verlieren, ist ohne Beleg auch nur schwer zu glauben.

Folgerichtig fehlen die Quellenverweise im ganzen Buch. Auch dass die Hälfte der empfohlenen Literatur von Strunz selbst stammt, verwundert nach der Webung für seine Website nicht weiter. Schade – ein weiteres entbehrliches Buch, das auf den "no-carb"-Zug aufgesprungen ist, bloß um die eigene Produktpalette zu vermarkten. (Florian Bayer, derStandard.at, 18.3.2015)