Frankfurt - Die Geldschwemme der Europäischen Zentralbank (EZB) lässt den Euro taumeln: Die Gemeinschaftswährung notierte am Freitag Vormittag bei 1,0964 Dollar. Gute US-Arbeitsmarktdaten sorgten am Nachmittag für ein weiteres Abrutschen auf 1,0876 US-Dollar. Das ist der tiefste Stand seit Anfang September 2003.

Nach Einschätzung von Analysten könnte der Euro vor einer längeren Schwächephase stehen, vor allem, wenn die Spekulationen auf eine baldige Erhöhung der Zinsen in den USA neue Nahrung erhalten. Das könnte schon am Nachmittag der Fall sein, wenn die US-Arbeitsmarktdaten auf der Agenda stehen. Die Notenbank macht eine Zinswende von der nachhaltigen Erholung der Wirtschaft abhängig.

Europas Leitbörsen bewegten sich am Freitag nur wenig vom Fleck. Auch der deutsche Leitindex Dax stand nach seiner jüngsten Rekordjagd am Freitag still.

Neue Höhenflüge erwartet

Börsianer hatten jedoch wenig Zweifel daran, dass der deutsche Leitindex seine Rallye schon bald wieder aufnehmen wird. Angesichts der Geldflut sollte der Dax in immer neue Höhen vorstoßen, sagte ein Händler. Seit Jahresanfang kommt der Dax auf ein Plus von rund 17 Prozent, zuletzt hatte er am Donnerstag mit 11.532,82 Zählern eine neue Bestmarke erreicht.

Die EZB wird ab Montag ihr mehr als eine Billion Euro schweres Programm zum Kauf von Staatsanleihen beginnen. Sie ist fest davon überzeugt, dass die Geldflut nach dem Vorbild der Fed der Konjunktur in der Eurozone auf die Sprünge hilft. Die EZB kauft dabei den Geschäftsbanken im großen Stil Wertpapiere ab, insbesondere Staatsanleihen. Denn im Vergleich zu anderen Schuldtiteln wie Unternehmensanleihen ist der Markt für staatliche Anleihen in Europa deutlich größer, die EZB kann daher hier die größte Wirkung erzielen. Dabei schafft die Notenbank durch die Käufe zusätzliche Liquidität, wirft also die Notenpresse an und druckt mehr Geld.

Mehr Kapital für den erhofften Aufschwung

Kauft die Notenbank massenhaft Staatsanleihen, steigen tendenziell die Anleihenkurse, und die Renditen sinken entsprechend. Das Kalkül: Banken werden aus diesen Schuldtiteln herausgedrängt, da sie weniger Zinsen bringen. Sie haben dann mehr Kapital für andere Bereiche zur Verfügung - und vergeben idealerweise wieder mehr Kredite. Damit würde die Geldschwemme der lahmenden Wirtschaft zugutekommen. Auch die Teuerungsrate würde dann tendenziell wieder steigen. Andere Notenbanken - etwa in den USA oder Großbritannien - haben nach der Finanzkrise 2008 bereits zu diesem Instrument gegriffen, um ihre Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. (Reuters, red, 6.3.2015)