Wer ehrlich ist, wagt ohne genauere Kenntnis der Materie und ohne praktischen Einblick kein Urteil, ob die Neue Mittelschule grundsätzlich eine vernünftige Sache ist. Wer ehrlich ist, würde es auch nicht wagen, ohne entsprechende Voraussetzungen ein fundiertes Urteil über die Gesamtschule abzugeben.

Worüber man sich aber bei bloßer Betrachtung von außen sehr wohl ein Urteil anmaßen kann, ist die offen zutage liegende Tatsache, dass die Schulpolitik ein völlig vermurkstes, konzeptloses, von allen möglichen Interessen beherrschtes Trümmerfeld ist.

20 Prozent der 15-Jährigen können nicht richtig lesen, schreiben und rechnen (und grüßen, aber das hat mit der Schule weniger zu tun als mit den Eltern). Die Lehrer sind einerseits bemitleidenswert, weil der Job wirklich burnout-gefährdend ist, werden aber andererseits von einer rigiden Gewerkschaft in eine unproduktive Bestemmhaltung gedrängt.

Das Schulsystem ist teuer, aber ineffizient. Handwerkliches wie funktionierende technische Voraussetzungen für eine Zentralmatura fehlen oder gehen schief. Reformen, wie eben die Einführung der Neuen Mittelschule, bringen offenbar nicht die gewünschten Ergebnisse. Schule ist Spielball von Machtinteressen, wie etwa der versuchten Kaperung der Lehrer durch die Bundesländer.

Was ist das? Teil eines Multiorganversagens dieser Republik? (Hans Rauscher, DER STANDARD, 6.3.2015)