Innsbruck - Ärzte und Ärztinnen zählen aus der Sicht von Kardiologen selbst zur Hochrisikogruppe für Herzerkrankungen. Das hat Wolfgang-Michael Franz von der Universitätsklinik Innsbruck am Donnerstag bei der Eröffnung des 17. Kardiologie-Kongresses in der Tiroler Landeshauptstadt festgehalten. In einer Umfrage unter Vorjahres-Teilnehmern sahen sich 80 Prozent erheblichen Gesundheitsbelastungen ausgesetzt.

82,1 Prozent der insgesamt 157 befragten Mediziner nannten "Arbeiten unter Zeitdruck" als häufige oder ständige Gesundheitsbelastung. Knapp drei Viertel orteten bei sich Stress durch nichtmedizinische Faktoren im Berufsalltag, 65 Prozent arbeiten unter psychischer Belastung und 58,3 Prozent haben häufig oder ständig keine oder zu kurze Arbeitspausen.

Die Gesundheit von Ärzten sei für die Bevölkerung wichtig, sagte Franz, Direktor der Kardiologie in Innsbruck, zu den Umfrageergebnissen. "Außerdem ist sie von großer volkswirtschaftlicher Bedeutung, da ihre aufwendige Ausbildung und ihre zentrale Rolle im Gesundheitssystem als 'Gesundheitsproduzenten' wesentlichen Nutzen für die Gesellschaft erbringt."

Positive Selbsteinschätzung

84,1 Prozent der Befragten gaben an, dass sie ihr berufliches Engagement häufig nicht auf ihre eigene Gesundheit achten lässt. Knapp drei Viertel vergessen auf die regelmäßige Vorsorgeuntersuchung und kontrollieren ihre Gesundheitsparameter nur selten oder nie. Dennoch schätzten die Mediziner ihren eigenen Gesundheitszustand in Hinblick auf Fitness, Körpergewicht und Stressresistenz überwiegend positiv ein.

"Wir sollten uns als Ärzteschaft vor Augen halten, dass wir nur heilend wirken können, wenn wir selbst gesund bleiben. Persönliche Gesundheitist ein nachhaltiger und zu bewahrender Schatz. Das gilt für alle Menschen, auch für die Angehörigen des medizinischen Berufs", appellierte Franz zu Beginn der Veranstaltung an seine Kollegen. Der Kongress in Innsbruck dauert noch bis Samstag. (APA, derStandard.at, 5.4.2015)