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Organisation macht keine Schule, sagt der oberösterreichische Landesschulratspräsident Fritz Enzenhofer (ÖVP).

Foto: APA / Helmut Fohringer

Wien – Das Wort der Stunde heißt "Schulautonomie". So trägt etwa das Papier der Expertengruppe, das am Dienstag an die Bildungsreformgruppe der Regierung überreicht wurde, den programmatischen Titel "Freiraum für Österreichs Schulen". Aber auch die Politik griff angesichts des Evaluierungsberichts über die Neuen Mittelschulen (NMS) beherzt zu und präsentiert nunmehr mehr Autonomie für die Schulen als Erfolgsrezept für die Schulpolitik.

Niessl will NMS-Länderergebnisse sehen

Nach Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) und Wissenschaftsstaatssekretär Harald Mahrer (ÖVP) pochten am Donnerstag nicht nur die Grünen, sondern als einer von vielen Landespolitikern auch der burgenländische Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) darauf, die Schulautonomie zu erhöhen, um die Situation in Österreich zu verbessern. Niessl fordert auch eine Veröffentlichung der NMS-Länderergebnisse, da er – wie die Wiener und Salzburger – stark vermutet, dass sein Land mit mehreren NMS "mit Vorbildcharakter" deutlich besser ist als der Österreich-Schnitt. Es dürften nicht alle Pädagogen "in einen Topf kommen".

Warnung vor frustrierten Lehrern

Vor dem Frustationspotenzial, das eine zu simple Analyse des NMS-Berichts berge, warnt auch Oberösterreichs Landesschulratspräsident Fritz Enzenhofer (ÖVP): "Das war kein Leistungstest über die Arbeit der Lehrer", sagt er im STANDARD-Gespräch: "Der Bericht zeigt klar: Es ist nicht die Schulorganisation, die eine Schule vorwärts bringt, und Teamteaching als Allheilmittel reicht nicht aus. Es ist nicht die Lösung für alle Bereiche."

Förderklassen statt Pflichtlehrertandems

Vielmehr fordert Enzenhofer, dass die bisherigen Zusatzmittel für eine zweite Lehrperson in Deutsch, Englisch und Mathematik künftig von den Schulen autonom eingesetzt werden können, etwa für räumlich getrennte Differenzierung in Lerngruppen statt allgemeiner Lehrertandems.

Für die vielbeschworene Autonomie rät Enzenhofer jedoch zur Vorsicht: "Ich warne vor dem Begriff Autonomie. Ich würde eher von Subsidiarität sprechen – im Sinne von: Die kleinere Einheit hat Entscheidungskompetenz, solange dem nicht übergeordnete Zusammenhänge entgegenstehen."

Dieser Unterschied betone "die unabdingbare Verantwortung der übergeordneten Ebene, also des Staates, für zentrale Aufgaben der Schule wie Ziele und Qualität". (Lisa Nimmervoll, DER STANDARD, 6.3.2015)