Bei Babys werden in Österreich in wenigen Monaten Herztransplantationen trotz falscher Blutgruppe des Spenderorgans möglich sein. Damit wird es einfacher, Spender für die wenige Stunden bis Monate jungen Patienten zu finden, sagt Andreas Zuckermann von der Universitätsklinik für Chirurgie der Medizinischen Universität Wien.

Weil es in Europa eines "festgelegten klinischen Protokolls" bedarf, dass man diesen Eingriff durchführen darf, arbeitet das AKH mit den "Erfindern" der "Blutgruppen-inkompatiblen Herztransplantation" von der Universität Alberta in Kanada zusammen, so der Mediziner. Dort wurde schon vor 19 Jahren einem Empfänger mit Blutgruppe 0 ein Babyherz eines Spenders mit Blutgruppe AB transplantiert, sagt die kanadische Medizinerin Lori West.

Babys sind toleranter

"Bei den jüngsten Patienten funktionieren solche Herztransplantationen viel besser als in allen anderen Altersgruppen, weil sie noch keine Antikörper gegen fremde Blutgruppen entwickelt haben", so West.

Diese tauchen erst mit ein paar Lebensmonaten im Körper auf. Nach einer Transplantation toleriere das Immunsystem die andere Blutgruppe des Spenderherzens aber lebenslang, erklärte sie.

Obwohl Kinder generell als "dringende Fälle" behandelt werden, würden derzeit viele Babys mit Herzfehlern "auf der Warteliste sterben", weil sie mitunter jahrelang warten müssten, sagte Zuckermann.

Es sei im Gegensatz zu Erwachsenen kaum vorhersehbar, wann ein passendes Spenderherz zur Verfügung steht. Die Möglichkeit auch von der Blutgruppe "unpassende" Herz zu transplantieren, würde die Zahl der möglichen Spenderorgane vergrößern. Diese stammen von Babys, die etwa bei Unfällen oder durch Ertrinken verstorben sind, erklärte West.

Veränderung bei der Spendersuche

Mit Blutgruppen-gleichen Herzen werden derzeit bei Babys und Kleinkindern schon acht bis zehn Transplantationen jährlich am AKH durchgeführt, so Zuckermann. Das nötige Behandlungsprotokoll für die Blutgruppen-inkompatiblen Patienten sei nun fertig entwickelt und bei "Eurotransplant" eingereicht.

"Wir sind nicht unter Druck, weil wir zur Zeit kein Kind auf der Warteliste haben, aber dies könnte etwa schon morgen passieren", sagte er. Er rechnet damit, dass das erste Kind bei Bedarf Ende des Jahres eine solche Behandlung am AKH bekommen kann.

Damit wäre das Wiener Allgemeine Krankenhaus europaweit nach einem Münchner Zentrum die zweite Einrichtung, das eine Herztransplantation bei Babys mit ungleicher Blutgruppe durchführen kann. Weltweit wurden laut West erst ungefähr 200 solche Behandlungen durchgeführt. (APA, red, 4.3.2015)