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Privatuniversitäten sind in Beirut teuer. Wer keines der begehrten Stipendien ergattern kann, muss auf eine öffentliche Hochschule ausweichen. Dort finden die Aufnahmetests aber auf Englisch statt.

Foto: picturedesk.com/Markku Ulander

Es ist ungewöhnlich ruhig am normalerweise hektischen Campus der Lebanese American University (LAU) in Beirut. Noch sind Ferien und die meisten Studierenden zu Hause bei ihren Familien. Es regnet. Die wenigen Zurückgebliebenen haben sich in die Bibliothek zurückgezogen, wo sie in Kleingruppen zusammensitzen oder am Computer arbeiten.

Die LAU ist eine der vielen privaten Hochschulen in Beirut. Die Studiengebühren auf diesen Unis belaufen sich - je nach Studiengang - auf etwa 6000 bis 8000 Euro pro Semester. Denen, die keine Stipendien ergattern können, bleibt die Libanesische Universität, die einzige staatliche Uni in Beirut. Für einige Studiengänge, wie etwa Medizin, müssen sich Studienanwärter Aufnahmetests stellen. Die Qualität der Ausbildung wird dabei von vielen kritisiert. Studierende berichten etwa von Professoren, die unentschuldigt Vorlesungen "schwänzen". Wer vernünftige Bildung erhalten möchte, müsse auf eine private Uni, ist die herrschende Meinung. Gerade für syrische Flüchtlinge gestaltet sich dies sehr schwierig.

Engagement statt Studium

Der Libanon, insbesondere seine Hauptstadt Beirut, ist im Vergleich zu seinem umkämpften Nachbarland Syrien eine rettende Insel. Die Lage in dem vorderasiatischen Staat ist jedoch keineswegs paradiesisch - eher im Gegenteil: Er ist noch immer erschüttert von seiner kriegerischen Vergangenheit und wirtschaftlich und politisch instabil.

Ali Shaikh lebt in Beirut, stammt jedoch aus Syrien. Er ist Mitgründer von Syrian Eyes, einer NGO, die sich für syrische Flüchtlinge einsetzt. Bevor er vor den beginnenden Unruhen in Syrien floh, studierte er in Homs Englische Literatur. Eine Fortsetzung seines Studium in Beirut war nicht möglich. Er begann, als freier Journalist zu arbeiten und sich für Flüchtlinge zu engagieren. Derzeit versucht er, ein Stipendium für ein Journalismus-Studium an einer privaten Uni zu bekommen.

"Es ist unglaublich schwer", sagt Shaikh. Beispielsweise würden Empfehlungsschreiben seiner Professoren aus Syrien verlangt, die bei der derzeitigen Situation im Land schwer zu bekommen sind. Die Bewerbung muss außerdem komplett in Englisch geschrieben sein. Zwar ist die Amtssprache im Libanon arabisch, der Unterricht an der Uni findet traditionell aber oft auf Französisch, der zweiten Amtssprache, statt. Seit einigen Jahrzehnten wird auch auf Englisch gelehrt.

Die jungen Libanesen und Libanesinnen sprechen perfektes Englisch. Anders ist es in Syrien, wo die Unterrichtssprache Arabisch ist. Viele Syrier sind deshalb damit überfordert, ihre Bewerbungen und Aufnahmetests in der Fremdsprache zu verfassen.

Schwierigkeiten im Studium

Shaikh hat es inzwischen geschafft, alle Dokumente zu beschaffen, wartet aber noch auf die Antwort der Universität.

Mit dem Stipendium ist in vielen Fällen jedoch noch lange nicht alles geschafft. Shaikh erzählt von einem seiner syrischen Freunde, der im Libanon Tourismus studierte. Im Rahmen des Studiums musste er ein Praktikum in einem Hotel absolvieren. Ohne Berufspraxis kann das Studium nicht weitergeführt werden. Jedoch wollte ihn niemand einstellen, was dazu führte, dass er sein Studium schließlich abbrechen musste.

Wegen dieser Schwierigkeiten schaffen es sehr wenige syrische Studierende an die Libanesischen Universitäten. Diejenigen, die genug Geld haben, um die Studiengebühren zu bezahlen, sind zumeist nicht offiziell als Flüchtlinge registriert. Menschen, die über die Grenze in den Libanon fliehen, landen meist zuerst in den Camps im Norden des Landes. Oft haben sie keine Papiere bei sich und ihren gesamten Besitz verloren.

Hilfe vom Staat bekommt man kaum, hauptsächlich engagieren sich NGOs für die jungen Flüchtlinge. Syrian Eyes oder auch die Organisation Jusoor geben jungen Syriern und Syrierinnen die Möglichkeit, ihr begonnenes Studium im Libanon oder auf einem anderen Kontinent, wie in Europa oder den USA, abzuschließen. Außerdem bieten sie Hilfestellung bei bürokratischen Schwierigkeiten. Über 200 Stipendien haben sie schon vergeben.

Von anderen Ländern fühlt sich Shaikh im Stich gelassen: "Sie haben die Möglichkeit, uns zu helfen, aber sie tun es nicht." (Katharina Walbert aus Beirut, DER STANDARD, 5.3.2015)