In Wien-Simmering errichten die beiden Bauträger Heimbau und Migra eine Wohnanlage, die zur Hälfte aus Smart-Wohnungen bestehen soll. Aber dank flexibler Grundrisse können die Mieter mitentscheiden.

Rendering: trans_city

Wien - Die Lorenz-Reiter-Straße in Wien-Simmering ist das letzte grüne Eckerl auf weiter Flur. Während in den letzten zwei Jahrzehnten rundherum ein Projekt nach dem anderen hochgezogen wurde, wie das T-Center, die Revitalisierung der Gasometer, der neue Bürocluster St. Marx, die Rosa-Jochmann-Schule von Hermann Czech, sagen sich hier, nur wenige Meter von Gewächshäusern und S-Bahn-Strecke entfernt, noch Fuchs und Hase Gute Nacht.

Außen luxuriös, innen "smart"

Geht es nach dem gemeinnütziger Bauträger Migra, der hier gemeinsam mit der Heimbau Genossenschaft die Wohnhausanlage "smart_plus" errichten wird, so soll das auch so bleiben. "Das ist ein wunderschönes Bauland auf einer wunderschönen Gstätten, und genau dieses Flair wollen wir nach Möglichkeit erhalten", sagt Migra-Geschäftsführer Manfred Wasner. "Wir haben hier viel Fläche zur Verfügung. Das ist halt der eklatante Vorteil, wenn man etwas weiter draußen ist und man nicht mehr einen Dreier in der Postleitzahl hat, sondern einen Elfer."

Die luxuriös bemessene Fläche bezieht sich allerdings eher auf den Außenraum, der mit seinen Gräsern, Sträuchern und Bäumen an einen sonnigen, lichtdurchfluteten Urlaub auf Balkonien erinnert. Die Wohnungen selbst sind zu einem großen Teil kompakt bemessen beziehungsweise "smart", wie die Zusammendampfung der Funktionen auf kleinstmögliche Fläche im Bauträger-Jargon neuerdings heißt. 50 Prozent der insgesamt 184 Wohneinheiten im smart_plus sollen diesen Kriterien entsprechen.

"Rekordverdächtig billig"

"Smart bedeutet, dass es uns gelungen ist, das Baulos um einen Errichtungspreis von gerade mal 1260 Euro pro Quadratmeter an die Baufirmen zu vergeben", erklärt Wasner. "Das ist erstens rekordverdächtig billig und zweitens ein Garant für Wirtschaftlichkeit und Leistbarkeit, denn wir können die geringen Baukosten in Form einer geringen Miete eins zu eins an die künftigen Mieterinnen und Mieter weitergeben." In Zahlen: Bei einem einmaligen Eigenmittelanteil von 60 Euro pro Quadratmeter beträgt die Miete 7,50 Euro pro Quadratmeter.

"Das war eine Pionier-Ausschreibung für Smart Living, denn so ein Projekt hat es zuvor noch nie gegeben", erzählt Mark Gilbert, Projektleiter im Wiener Architekturbüro trans_city. "Erstmals ist es gelungen, ein Wohnhaus mit einer flexiblen Struktur zu planen, die es ermöglicht, Smart-Grundrisse mit klassischen Grundrissen komplett frei zu mischen, sodass innerhalb der Wohnhausanlage keine Segregation der unterschiedlichen Bevölkerungsschichten stattfindet."

Balkon bei jeder Wohnung

Der Trick dabei: Die Nasszelle - also Küche, Bad, WC inklusive Sanitärschacht - befindet sich jeweils in der Mitte der Wohnung. Die Zimmeraufteilung rundherum kann je nach Bedürfnis und Portemonnaie frei komponiert werden. Eine Zwei-Zimmer-Wohnung mit 60 Quadratmetern ist genauso möglich wie eine superkompakte Drei-Zimmer-Wohnung auf der gleichen Fläche. Einen Balkon gibt's überall dazu.

"Außerdem haben wir in jeder Wohnung einen sogenannten Smart-Raum, über dessen Nutzung jeder Mieter frei entscheiden kann", meint Gilbert. "Diesen 2,40 mal drei Meter großen Raum kann man als Küche, als Arbeitszimmer, als Minikinderzimmer oder als Wintergarten nutzen. Je nachdem, wie man sich entscheidet, hat man entweder eine abgetrennte Küche oder aber eine Kochzeile im Wohnverband." Bis zum Ausbau der Innenräume sind alle Optionen offen.

"Wien braucht dringend Wohnungen, und nachdem sich viele Menschen eine große Wohnung für die ganze Familie nicht leisten können, finde ich es gut, dass das Angebot am Markt dank der kompakten Smart-Wohnungen nun etwas umfangreicher und vielfältiger ist. Es liegt an uns Architekten, Lösungen vorzuschlagen, die trotz Wirtschaftlichkeit und engsten Rahmens attraktiv sind." Denn gute Architektur, so Gilbert, hat nichts mit viel Geld und Fläche zu tun, sondern nur mit guten Ideen. Vor einem Monat war Baubeginn. Geplante Fertigstellung: Juni 2016. (Wojciech Czaja, DER STANDARD, 4.3.2015)