Die Steine für das ermordete Ehepaar Lachs waren die ersten, die man 2013 in Graz verlegte. Auch sie wiesen laut Daniela Grabe vom Verein für Gedenkkultur die bläuliche Verfärbung auf.

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Graz - Wer hat Interesse daran, die Namen und biografischen Daten von Menschen auszulöschen, die in der NS-Zeit aus Graz vertrieben oder umgebracht wurden? Das soll die Polizei nun herausfinden. Nachdem man Proben jener Substanzen, die unbekannte auf Grazer Stolpersteine aufgetragen hatten, um die Inschriften unlesbar zu machen, chemisch analysiert hatte, präsentierte das Bundeskriminalamt nun das Ergebnis.

Damit steht fest: Die Gedenksteine wurden Ziel eines Attentats mit Schwefelsäure und Salpetersäure. Der Verfassungsschutz ermittelt. Dass überhaupt ermittelt wird, war nicht von Anfang an klar. Als der erste bläulich verfärbte Stein Mitte Februar entdeckt wurde, putzten herbeigerufene Polizisten den Stein, beseitigten so Spuren und erklärten, die Messingplatte habe mit Streusalz reagiert.

Nachdem der Standard die für den Winterdienst der Stadt verantwortliche Holding Graz und die Hersteller der Steine in Deutschland damit konfrontierte, kam einhellig die Auskunft: Das kann keine Reaktion mit Salz sein.

Auch die Obfrau des Vereins für Gedenkkultur, Daniela Grabe, fühlte sich mit ihrer Anzeige nicht gleich ernst genommen. Sie freue sich, dass nun doch ernsthafte Ermittlungen eingeleitet werden sollen. "Jetzt gab es auch endlich Rückmeldungen seitens der Polizei bei mir", sagt Grabe am Dienstag. Sie betont, dass nicht fünf der 51 Grazer Stolpersteine betroffen seien, sondern acht.

Nach ersten Medienberichten hatten sich nämlich weitere Anrainer bei Grabe gemeldet und berichtet, dass die signifikante bläuliche Verfärbung bereits im Dezember bei weiteren Steinen zu sehen war. Die Steine liegen in der Oeverseegasse, Schröttergasse, Afritschgasse sowie an der Ecke Afritschgasse/Volksgartenstraße. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 4.3.2015)