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Wieder einmal mehr Geld für den FWF gefordert (im Bild FWF-Chefin Pascale Ehrenfreund).

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Wien - "Deutlich unterdotiert": Diese Anmerkung ist seit mehreren Jahren über die österreichische Grundlagenforschung und ihren größten Förderer, den Wissenschaftsfonds FWF, zu hören. Gebetsmühlenartig wird sie von Innovationsexperten und Wissenschaftern wiederholt und ist auch in den meisten zuletzt erschienenen Analysen des F&E-Systems in Österreich nachzulesen - so auch in der seit kurzem vorliegenden Studie "Stärkefelder im Innovationssystem: Wissenschaftliche Profilbildung und wirtschaftliche Synergien", die im Auftrag des Wissenschafts- und Wirtschaftsministeriums durchgeführt wurde.

Die Autoren vergleichen das derzeitige FWF-Budget, das auf 184 Millionen Euro festgezurrt ist, mit jenem vergleichbarer Fonds in der Schweiz, in den Niederlanden oder in Deutschland. Sie sehen aber noch eine weitere zentrale Schwäche Österreichs - zum Beispiel in der Universitätenlandschaft. "Hier fehle "derzeit eine international sichtbare, als solche wahrgenommene Spitzenuniversität, was sich nicht zuletzt auch in den sich verschlechternden Positionen österreichischer Universitäten in den üblichen Hochschulrankings niederschlägt."

Die Studie wurde von Experten des Austrian Institute of Technology (AIT) federführend verfasst. Beteiligt waren auch Joanneum Research, das Zentrum für Soziale Innovation (ZSI), das Institut für Höhere Studien (IHS) und das Österreichische Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo). Die Autoren empfehlen, wie nicht anders zu erwarten war, eine massive Erhöhung des FWF-Budgets und eine Initiative zur Förderung von Spitzenleistungen in Forschung und Lehre an Unis, zum Beispiel in Form eines zusätzlichen kompetitiven Programms - also eine Art Exzellenzstrategie. Darüber hinaus seien Maßnahmen wie die Implementierung einer Studienplatzbewirtschaftung und ein Ausbau der Kapazitäten im Fachhochschulsektor notwendig.

Die seit geraumer Zeit geförderte Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sehen die Studienautoren nicht nur positiv. Die starken "Kooperationsbeziehungen" hätten zu einer guten Verzahnung geführt. Das Kompetenzzentrenprogramm Comet von Verkehrs-, Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium wird als Erfolg betrachtet. Letztlich führten all diese Initiativen zu einem hohen Output gemeinsamer Publikationen von Wirtschaft und Wissenschaft und zu einem starken Wachstum wissenschaftsbasierter Innovationen.

Wirtschaftlicher Bedarf

Andererseits fragen die Autoren, ob die Kooperationen der Unis möglicherweise zu stark von wirtschaftlichem Bedarf gesteuert sind. "Sind insbesondere die Technischen Universitäten zu anwendungsbezogen, wodurch die Publikationsqualität und -quantität leiden? Ist dies eine Erklärung für den unterdurchschnittlichen Anteil wissensintensiver Branchen in Österreich?"

Die "Stärkefelder"-Studie empfiehlt die Stärkung der Grundlagenorientierung in den Ingenieurswissenschaften. Der Wissenstransfer funktioniere hier über die Christian-Doppler-Labors. Die Wiederaufnahme des Translational Research Programms von FWF und Österreichischer Forschungsförderungsgesellschaft FFG wird empfohlen.

Eine Stärkung der Unis in ihren Kernbereichen könnte nach Ansicht der Studienautoren sogar helfen, Schwächen bei der Verwertung von Forschungsergebnissen durch die Hochschulen, etwa Spin-offs oder Lizenzeinnahmen aus Patenten, zu beseitigen.

Weiters empfehlen die Experten eine Ausweitung der Overhead-Zahlungen an die Institutionen, in denen Fördernehmer des Wissenschaftsfonds arbeiten. Damit sollen infrastrukturelle Mehrkosten, die während der Forschungsprojekte entstehen, abgedeckt werden. Derzeit werden zwanzig Prozent für Einzelprojekte und Projekte des Kunst-Wissenschaftsprogramms PEEK vergeben.

Die Overhead-Zahlungen sind bis 2014 fixiert gewesen. Für 2015 soll es eine Übergangslösung geben. Ab 2016 könnte das Thema dem Vernehmen nach beim Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium angesiedelt werden. Auch die FFG zahlt nämlich Overheads. Seit 1. 1. 2015 sind sie hier an die Regelung des EU-Programms Horizon 2020 angepasst und liegen bei 25 Prozent. (Peter Illetschko, DER STANDARD, 4.3.2015)