Wien - Die Wiener Ringstraße feiert ihr 150-jähriges Bestehen. Das Künstlerhaus nimmt dies zum Anlass und fordert von der Stadt Wien ein architektonisches Gesamtkonzept für den Karlsplatz. Der vom Verkehr und früheren Fehlplanungen zerstückelte Platz solle im Zuge aktueller Sanierungsfälle völlig neu erdacht werden. Unter dem Titel Last Exit lud die Wirtschaftsinitiative Neues Künstlerhaus (Wink) zu einer kämpferischen Pressekonferenz.

"Es bietet sich jetzt und vielleicht zum letzten Mal die Chance, den Karlsplatz zum Kunstplatz zu machen", so Wink-Präsident Beppo Mauhart. Der Zeitpunkt der Forderung ist nicht zufällig gewählt, denn demnächst soll der Architekturwettbewerb für den Umbau des Wien-Museums neben der Karlskirche starten.

Die Verantwortlichen des ebenfalls schwer sanierungsbedürftigen Künstlerhauses vermissen allerdings den Gestaltungswillen der Politik und warnen vor einer Minimalvariante. Von dieser ist derzeit auch das Künstlerhaus selbst betroffen: Eine Machbarkeitsstudie von 2014 sieht einen großzügigen Umbau um 20 bis 25 Millionen Euro vor. Doch bisher fehlt dazu jede Finanzierungszusage. Die Sanierung der derzeit eingerüsteten Frontfassade könnten Wink und das Künstlerhaus aber aus eigenen Mitteln stemmen, sagt Präsident Mauhart.

Architekt Rudolf Rollwagen hält den Karlsplatz derzeit für "eine wuchernde Gstätt'n. Warum muss heute in einem Innenstadtbereich eine sechspurige Autobahn kreuzen?", fragt er. Auch Künstlerhaus-Präsident Rudolf Pilz wünscht sich von der Politik eine kreativere Lösung für das "System Karlsplatz". Dies sei auch für die Identitätsfindung des vernachlässigten Künstlerhauses von zentraler Bedeutung. Für Beppo Mauhart verhält es sich mit politischen Problemen "wie mit Camembert: Wenn sie zu lange liegen, laufen sie davon." (stew, DER STANDARD, 4.3.2015)