Wien - Zum ersten Mal in seiner Geschichte hat sich der österreichische Staat am Dienstag über fünf Jahre verschuldet und damit einen Profit gemacht. Investoren und Banken zahlen Österreich also Geld dafür, dem Land Geld borgen zu können. Insgesamt sollten 550 Millionen Euro aufgenommen werden, Investoren haben dem Staat aber ein paar Millionen Euro extra dafür gegeben, um die Anleihen kaufen zu können. Der Andrang war groß.

Österreich hat damit um die 557 Millionen Euro von Investoren bekommen. Pro Jahr muss der Staat dann 0,25 Prozent an Zinsen an die Investoren zahlen. Im Oktober 2019 zahlt Österreich dann 550 Millionen Euro zurück. Die Durchschnittsrendite liegt damit bei minus 0,038 Prozent und ist daher ein schlechtes Geschäft für die Gläubiger. Die Rendite ist darüber hinaus nur ein nominaler Wert. Um die wahre Rendite zu berechnen, muss noch einmal die Inflation abgezogen werden. Die reale Rendite wird damit wohl noch niedriger ausfallen.

Neuheit

"Bisher gab es das nur bei kurzfristigen Anleihen mit maximal zwei Jahren Laufzeit", sagt Martha Oberndorfer, die Chefin der Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur, zum STANDARD. "Wir profitieren vom 'Quantative Easing' der EZB und der enormen Nachfrage nach Staatspapieren aufgrund von geopolitischen Unsicherheiten, dem Ukraine-Konflikt und der Griechenland-Problematik", so Oberndorfer.

Ein Investor macht aber nur einen Verlust, wenn er die Staatsanleihe bis zum Oktober 2019 hält. Steigt sie zwischendurch im Wert, kann er sie vielleicht noch gewinnbringend weiterverkaufen. Der österreichische Staat macht jedenfalls einen Profit damit, unabhängig davon, wer die Anleihe dann hält. Institutionelle Investoren wie Pensionsfonds sind oft aus regulatorischen Gründen gezwungen, Staatsanleihen zu halten und könnten dadurch etwa bereit sein, eine negative Rendite in Kauf zu nehmen. (sat, derStandard.at, 3.3.2015)