Wenn alles so einfach wäre wie Selbstbräunung. Der Wirkstoff DHA färbt die Haut.

Illustration: Dennis Eriksson

Bild nicht mehr verfügbar.

Bräune ist bei Bodybuilding-Wettbewerben quasi Pflicht.

Foto: reuters/cerny

Es gibt ein Wort, das weder schön klingt, noch schön ist. Es ist "kasig". Um diese Jahreszeit kommt es einem recht oft in den Sinn. "Oh, wie geht es dir, siehst eigentlich recht kasig aus", bedeutet "blass", vielleicht sogar ins Gräuliche gehend, und gut ist, wenn eine Grippe hinter einem liegt, denn dann kennt man wenigsten den Grund fürs miese Aussehen. Viren machen auch dunkle Augenschatten. Das ist traurig.

Wer sich nicht bis zum Sommer gedulden und die fahle Gesichtsfarbe nicht hinnehmen kann, hat mehrere Möglichkeiten. Erstens: das Solarium. Wer sich dazu entschließt, sollte wissen, dass es total schädlich ist. Dazu gibt es medizinische Studien. Sonnenbänke sind Zuchtstationen für Hautkrebs. In Anbetracht der Tatsache, dass wir immer älter werden, muss unsere Haut durchschnittlich 80 Jahre halten. Also nein, lieber kein Solarium.

Die zweite Möglichkeit: Schminke. Das ist allerdings täglicher Aufwand. Die dritte Option: Selbstbräuner. Damit haben dann auch Männer eine Chance auf eine bessere Gesichtsfarbe. Wer diese sogenannten Self-Tannings bzw. Autobronzer verwendet, färbt oder gerbt gewissermaßen die oberste Hautschicht, das sogenannte Stratum corneum, wie die exakte dermatologische Bezeichnung heißt. Das "Kasige" verschwindet.

Wie karamellisiert

Das chemische Vehikel für die Braunwerdung heißt Dihydroxyaceton (DHA) und ist ein Stoff, der natürlicherweise im menschlichen Körper vorkommt, als Stoffwechselzwischenprodukt. DHA reagiert mit bestimmten Proteinen in der oberen Hautschicht, die dann oxidieren. Das dauert zwischen drei und sechs Stunden. "Wir nutzen den Maillard-Effekt", sagt Elisa Simonpietri, wissenschaftliche Leiterin der Labors von Biotherm. Louis-Camille Maillard war ein Lebensmittelchemiker, der sich mit Bräunungsprozessen beim Garen von Speisen beschäftigte, mit dem Karamellisieren zum Beispiel.

Der Selbstbräunungseffekt durch Kosmetik folgt dem gleichen Prinzip. Wie lange das hält? Solange man schmiert. Wer aufhört, holt sich die Blässe durch den Prozess der Hauterneuerung zurück, also der natürlichen Abschilferung der obersten Hautschicht, das dauert durchschnittlich sieben Tage. Wer alle zwei bis drei Tage Bronzing-Produkte anwendet, ist dauerbraun. "In den letzten Jahren haben wir stark daran gearbeitet, dass die Haut nicht mehr orange wirkt so wie früher, sondern natürlich", sagt Olivier Doucet, Entwicklungschef bei Coty und für die Sonnen- und Bronzing-Produkte von Lancaster verantwortlich. Die Verbindung von DHA mit Melanin, dem körpereigenen Hautfarbstoff, habe sich da bewährt, auch Konkurrent Biotherm setzt auf diese Kombination.

Darüber hinaus gibt es bei Selbstbräunern das überaus sensible Thema des Geruchs, der, sagen einige, ein bisschen wie Karotte rüberkommt. "Wir haben sehr viel verbessert und eine Geruchsmischung gefunden, die die als unangenehm empfundene Komponente durch Zitrusaromen neutralisiert", sagt Doucet, der aber einräumt, dass diese Empfindung vom individuellen Geruchssinn abhängt und global deshalb nur schwer steuerbar ist.

Verbesserte Formulierungen

Die größten Erfolgsmeldungen am Selbstbräunungssektor sind so gut wie bei allen Herstellern in den verbesserten Formulierungen der unterschiedlichen Selbstbräuner zu verbuchen. Es gibt Gels, Sprays, Cremen: So gut wie alle lassen sich gut verteilen, hinterlassen keinen Film auf der Haut und färben regelmäßig, ohne, wie früher oft, Streifen (vom Einreiben) zu hinterlassen. "Das liegt an den Formulierungen wie etwa Seren oder Sprays, die in der Anwendung nicht nur komfortabler, sondern auch wirkungsvoller geworden sind", betont Simonpietri von Biotherm.

Ob Selbstbräuner immer noch auf die Kleidung abfärben? Leider ja, sagen die Experten, das läge in der Natur der Sache. Im Gesicht wäre das aber ohnehin kein Problem. Kasige Beine werden erst zu Sommerbeginn ein aktuelles Thema - aber dann haben ohnehin kurze Röcke wieder Saison. Wir freuen uns schon darauf. (Karin Pollack, Rondo, DER STANDARD, 13.4.2015)