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Das Galaxy S6 stellt eine Wende in der Designphilosophie von Samsung dar. Ob das den Abwärtstrend stoppen kann, bleibt offen.

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Xiaomi-Chef Lei Jun setzt Apple zu.

Kaum ein Hersteller prägt das Android-Ökosystem im Smartphone-Bereich so sehr wie Samsung. Die Handys des südkoreanischen Herstellers sind im Alltag beinahe omnipräsent. Doch schon in den vergangenen Monaten musste das Unternehmen Verkaufsrückgänge bei seinen Flaggschiffen hinnehmen.

Laut Kirt McMaster, CEO von Cyanogen, könnten dem Konzern noch schwerere Zeiten drohen. Ein großer Umbruch findet gerade statt, in dessen Zuge Samsung "geschlachtet" werden könnte, wie er gegenüber Business Insider erklärt.

Aufstieg der Lokalmatadore

Der Grund: Vor allem in den wichtigen aufstrebenden Entwicklungsmärkten graben zunehmend lokale Größen dem Global Player das Wasser ab. In China setzt sich der Aufstieg von Xiaomi fort. In Indien konnte Micromax den Konkurrenten bei Featurephones bereits überholen. Weltweit liegen alleine diese beiden Firmen auf Platz drei und zehn der größten Hersteller.

Auch auf den Philippinen erfreut sich mit Cherry Mobile ein Lokalmatador immer größerer Beliebtheit. In Lateinamerika befindet sich Blu Products auf dem aufsteigenden Ast, ein international kaum bekannter Hersteller mit Sitz in Miami. Der Vorteil der lokalen Hersteller, so McMaster, sei, dass sie mehr Ahnung von Marketing für ihre Regionen und ein besseres Verständnis für den Vertrieb hätten.

Ein Sturz Samsungs vom Smartphone-Thron könnte also "verdammt schnell" passieren, meint der Cyanogen-Chef. "Das war schon oft so. Schauen Sie mal, was Research in Motion (mittlerweile in Blackberry umbenannt, Anm.) und Nokia passiert ist", erinnert er.

Große Zukunft für Android

Dem Android-Ökosystem selbst sagt er eine große Zukunft voraus. Momentan tummelten sich hier 1,5 Milliarden Nutzer, künftig werden es seiner Annahme nach mehr als fünf werden, was es zur größten Computingplattform der Welt machen werde. Das böte auch Platz für mehr Derivate von Android, wie etwa Cyanogenmod eines ist.

Seine frühere Aussage, man werde Google Android wegnehmen, relativiert er. Er hoffe, künftig mit Cyanogenmod einige hundert Millionen Nutzer erreichen zu können. Und diesen wolle man die Wahl geben, welche Services sie einsetzen. Sagt man einem Android-Smartphone heute, es soll ein Lied abspielen, bietet das System sofort eine Auswahl in Google Play Music an. Auch bei anderen Abfragen würden Google-Dienste bevorzugt. Android sei derzeit kaum mehr als ein Ausstellungsregal für diese, während alle anderen nur einfache Apps dafür machen könnten.

Öffnung

Dabei seien die Sprachverarbeitungsalgorithmen von Google Now, Apple Siri oder Microsofts Cortana, keineswegs darauf getrimmt, dass ein bestimmter Dienst die einzige Interaktionsmöglichkeit darstellt. Cyanogen will ein Android-System schaffen, in dem Hersteller derlei Dinge bis auf Kernel-Ebene anpassen können.

Auf diese Weise müsse etwa Facebook kein eigenes Facebook-Phone machen und Amazon könnte ebenfalls darauf verzichten, selber tiefgreifende Umbauten vorzunehmen. Damit solle auch den Nutzern eine größere Wahl geboten werden, da allen Diensten ein gleichwertiger Zugriff auf Systemebene gewährt werden kann.

Verschlossen gab sich McMaster hinsichtlich eines angeblichen 70-Millionen-Dollar-Investments von Microsoft in Cyanogen. Man werde jetzt noch keine strategischen Partner nennen, so McMaster. Es gäbe allerdings eine Reihe an Interessenten an der Arbeit von Cyanogen. (gpi, derStandard.at, 3.3.2015)