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Juve-Feldherr Massimiliano Allegri oblag die Taktiktüftelei, Carlos Tevez steuerte bei seinem Freitoßtor die notwendige Finesse des Fußes bei.

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Seydou Keita, der 35-jährige aus Mali, verhinderte mit seinem Ausgleich das endgültige Aus de Roma im italienischen Titelrennen.

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Rom/Wien - "Wir haben einen Monat verschlafen, doch nun können wir Juventus schlagen und das Rennen um den Scudetto neu eröffnen." Also sprach Daniele De Rossi, vor dem Duell seiner AS Roma mit dem Champion aus Turin am Montagabend. Neun Punkte betrug nach 24 absolvierten Runden der Serie A der Vorsprung des Titelverteidigers auf den Verfolger. Nur ein Sieg würde die Hoffnungen der Giallorossi am Leben erhalten können, das Publikum fieberte einem wahren Spitzenspiel entgegen, la partitissima, wie der Italiener sagt.

20 Sekunden waren nach dem Anpfiff vergangen, als De Rossi seinen Worten die Tat folgen ließ: Arturo Vidal ging nach überhartem Einsteigen des ewigen Römers zu Boden. Die Gastgeber begannen vor 73.000 Zuschauern also aggressiv, die Gemütslage schien der Realität eines Spiels der letzten Chance zu entsprechen. Turin aber, war durchaus nicht beeindruckt. Man war in einer 3-5-2-Formation angetanzt. Ohne Regista Andrea Pirlo, der nach seiner Verletzung aus dem Champions-League-Spiel gegen Dortmund etwa 20 Tage ausfallen dürfte. Auch der angeschlagene Paul Pogba fehlte.

Anspaziert

Gut organisiert und abgeklärt stand man da, als schwarz-weiße Wand. Bei Ballbesitz des Gegners wurde es besonders kompakt, die zurückfallenden Flügel verwandelten die Dreier- in eine Fünfer-Abwehrkette. Die Roma brachte nicht genug Tempo in ihren Aufbau, Anspielstationen fehlen - es entwickelt sich horizontales Quergeschiebe. Juventus begnügte sich damit, dem Geschehen sehr konzentriert das Tempo zu entziehen und teils massive Überzahlsituationen herzustellen.

Folgerichtig bekamen beide Strafräume den Ball erst einmal so gut wie nicht zu Gesicht, der Torchancenzähler verharrte für die ersten 20 Minuten in vollkommener Inaktivität. Das änderte sich erstmals, als Kostas Manolas einen Stanglpass von Vidal beinahe ins eigene Goal schob. Hinter ihm wartend hätte das Álvaro Morata gerne besser gemacht (22.). Wenig später reklamierte die halbe Roma Abseits, Patrice Evra jedoch war vollkommen regelkonform postiert, seine Hereingabe verfehlte zum Glück für die Gastgeber jedoch alle potentiellen Abnehmer.

Die raren Nadelstiche der Juve vermochten immerhin ein leichtes Odeur von Dynamik zu verströmen, etwas dem das Stehgeigertum der Römer völlig abhold war. Nach einer halben Stunde schließlich verabreichte Referee Daniele Orsato De Rossi nach einer weiteren rüden Attacke das angekündigte Gelb. In der 42. Minute folgte noch ein etwas verunglückter Schuss von Carlos Tévez, der am langen Eck vorbeiholperte. Womit die erste Halbzeit schloss, die 60 Prozent Ballbesitz der Roma waren für die Katz.

Es ging schon anders

Es ließ sich nicht leugnen, dass auf dem Felde des Olimpico die beiden besten Defensiven der Serie A versammelt waren. 18 Gegentore standen vor der Partie auf der Habenseite Roms, gerade einmal 13 waren es bei Juventus. Am anderen Ende ist die Alte Dame jedoch deutlich besser aufgestellt: 51 erzielte Treffer gegenüber deren 37 der Hauptstädter gilt es da zu vermerken. Den Beweis hierfür ließ der an diesem Abend deutlich auf Verwaltung gepolte Mister Massimiliano Allegri seine Mannen allerdings nicht antreten. Der Kontrast zur spektakulären Begegnung der beiden Mannschaften aus er Hinrunde im vergangenen Oktober (3:2) konnte größer nicht sein.

Nach dem Seitenwechsel setzte die Roma ihre Passivität ungebrochen fort. Und so war es erneut Juventus, das mit einem Offensiv-Akzent auffällig wurde. Roberto Pereyra, der bestimmende Mann im Mittelfeld, fing einen schwachen Ball der Römer ab, setzte Vidal ein - doch auch der traf - wie zuvor Tevez - den Ball nicht sauber. Erneut sah der römische Schlussmann Morgan De Sanctis einen Schuss recht knapp an seinem Aluminium vorbeirotieren. Diesmal war es das linke (50.).

Nach einer Stunde dann kreuzte Vasilis Torosidis den Laufweg Vidals, der Chilene ging zu Boden - und der römische Grieche mit Gelb-Rot vom Platz. Vorsatz dürfte zwar nicht unbedingt im Spiel gewesen sein, an der Verfehlung änderte das aber nichts. Und wie es manchmal so kommt, kam es knüppeldick. Denn Tevez zirkelte den verhängten Freistoß unhaltbar zur Juve-Führung in die Maschen (64.).

Nach dem Ausschluss neues Leben

Erst jetzt wurde Romas Bank aktiv. Trainer Rudi Garcia sah sich spät, wohl zu spät, veranlasst, einzugreifen. Alessandro Florenzi, Juan Iturbe und Radja Nainggolan kamen ins Spiel, während Adem Ljajić , de Rossi und Francesco Totti ein verfrühter Feierabend verordnet wurde. Die Roma-Legende war an diesem Abend weit davon entfernt, ein zwölftes Karriere-Tor gegen seinen Kumpel Gianluigi Buffon zu erzielen.

Doch siehe da: Die Roma erhöhte in Unterzahl die Schlagzahl, die frischen Kräfte zeigten jugendlichen Elan. Endlich suchten die Herausforderer nun die Zweikämpfe und traten dem Gegner auch physisch entschlossener entgegen. In der 78. Minute wusste Giorgio Chiellini Iturbe nur mit einem Foul zu stoppen. Der geschlenzte Freistoß segelte Richtung langer Pfosten, Seydou Keita köpfelte zurück zur Mitte und via Claudio Marchisio prallte der Ball tatsächlich zum Ausgleich ins Goal.

Die Römer blieben lebendig, sogar der bis dahin weitgehend unsichtbare Gervinho nahm nun am Geschehen teil. Die Zeit aber tickte herunter und die Alte Dame hatte sich recht rasch wieder zusammengerissen. Es blieb beim 1:1, dem neunten Unentschieden der Römer in ihren letzten zehn Spielen. Es war ziemlich genau das, was Juventus angestrebt hatte. Der Weg zur 31. Meisterschaft ist frei. (Michael Robausch, derStandard.at - 2.3. 2015)

AS Roma - Juventus Turin 1:1 (0:0). - 73.000 Zuschauer.

Tore: 64. Tevez 0:1. 78. Keita 1:1

AS Roma: De Sanctis; Torosidis, Manolas, Mapou, Holebas; Pjanic, De Rossi, Radja: Gervinho, Totti, Ljajic.

Juventus: Buffon; Caceres, Bonucci, Chiellini; Lichtsteiner, Vidal, Marchisio, Pereyra, Evra; Tevez, Morata.