Hohe Wellen innerhalb der Wiener Grünen schlägt derzeit eine geplante Straßenbenennung in Wien. Angedacht war, dass in Wien eine Gasse nach dem vor kurzem verstorbenen "Spiegelgrund"-Überlebenden Friedrich Zawrel benannt wird.
Dagegen sprach sich allerdings Elfriede Schuh, Vorstandsmitglied der Grünen Frauen Wien, in einer Mail aus, die "Falter"-Chefredakteur Florian Klenk auf Twitter veröffentlichte. Darin heißt es: "Es ist vom feministischen Standpunkt nicht vertretbar, wieder einen Mann (dem sehr wohl Ehre gebührt) zu nominieren."
Weiters heißt es in der Mail: "Die Grünen Frauen Wien bemühen sich seit Jahren, Flächen im öffentlichen Raum nach Frauen zu benennen. Es wird immer wunderbare Männer geben, die es verdient haben, ihren Namen zu verewigen. Letztes Jahr wurden im Bezirk zwei Straßen nach Männern benannt. Im Gemeinderat existiert ein Beschluss, in dem Frauen bei Benennungen zu bevorzugen sind. Ich ersuche diese Überlegungen in der Enscheidung mit einzubeziehen."
Nach der Veröffentlichung der Mail ruderte David Ellensohn, Klubobmann der Wiener Grünen im Rathaus, zurück: Das Mail sei eine "Einzelmeinung", sowohl die Grünen Penzing als auch die Grünen Frauen seien für die Umbenennung.
Nach der Social-Media-Debatte wollen die Wiener Grünen nun doch ein eindeutiges und einheitliches Zeichen setzen. Wie am Dienstag bekannt wurde, bringen die grünen Penzinger Bezirksräte einen Antrag auf die Friedrich-Zawrel-Straße ein. Die Umbenennung könnte allerdings frühestens in einem Jahr erfolgen.
"Der verstorbene Zeitzeuge Friedrich Zawrel, der als Jugendlicher die Foltern in der ehemaligen 'Heilpädagogischen Anstalt am Spiegelgrund' erleiden musste und einer der wenigen Überlebenden dieser Tötungsanstalt des NS-Regimes für sogenanntes 'unwertes Leben' war, soll durch die Benennung einer Verkehrsfläche im 14. Bezirk geehrt werden", heißt es wörtlich in dem Antrag.
Er soll in der Bezirksvertretungssitzung am 8. April beschlossen werden. Gibt es einen positiven Bezirksbeschluss, kommt dieser in den Unterausschuss Verkehrsflächenbenennung. Dort wird über das Ansuchen debattiert und befunden. Die endgültige Entscheidung fällt dann im Kulturausschuss des Gemeinderats. Allerdings wird das frühestens in einem Jahr so weit sein: Die sogenannte Interkalarfrist sieht eine einjährige Zeitspanne zwischen Tod und Benennung vor. (red, derStandard.at, APA, 2./3.3.2015)