Bürgermeister Michael Häupl hat angekündigt, dass die Stadt Wien wieder "Gemeindebauten" errichten will. Also geförderte Sozialwohnungen, wie es schon 220.000 mit 500.000 Mietern gibt. Gut so. Wohnen in Wien ist relativ teuer geworden, die Stadt wächst, und es ist besser, das Angebot zu erhöhen, als auf dem "freien" (tatsächlich stark regulierten) Wohnungsmarkt noch mehr einzugreifen.

Aber da ist noch etwas. Der Wiener Gemeindebau ist Kulturerbe. Die ersten Anlagen aus den Zwanzigerjahren des vorigen Jahrhunderts waren ein architektonisches Statement. Nicht nur der berühmte Karl-Marx-Hof (" Zwei Kilometer Art déco"). Auch die anderen Bauten dieser Zwanziger-, Dreißiger-Generation sind einfach erstklassig (und die Stadt hat sie schön renoviert).

Es gab eine Gemeindebaukultur. Stolz "proletarisch", aber nicht nur: Sozialdemokratische Eliten wohnten auch dort (Michael Horowitz schildert in seinem nostalgischen Das Goldene Wien, wie die Buben staunten, als "Dagi" Koller vom Startenor Giuseppe di Stefano mit dem 600er-Mercedes abgeholt wurde).

Der Gemeindebau war essenzielle, leicht autoritäre ( "Hausvertrauensmann") Sozialdemokratie. Mit den Riesenbauten am Stadtrand in den 70er-Jahren kamen soziale, mit Öffnung für Zuwanderer ethnisch-soziale Konflikte. Aber insgesamt machen die Gemeindebauten ein gutes Stück Wien aus. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 28.2.2015)