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Jede Menge Ärger bei der Barcaccia an der spanischen Treppe von Rom.

Foto: EPA/Tersigni

Die Barcaccia, der schiffförmige Brunnen am Fuße der spanischen Treppe in Rom erinnert an den Besuch der Feyenoord-Hooligans. Der Brunnen war gerade fast 400 jahre alt geworden. In all diesen Jahrhunderten hat er nicht einmal Ähnliches erlebt, wie vor einer Woche, als niederländische Hooligans mit verheerenden Folgen einen Zwischenstopp an der Piazza di Spagna machten und den berühmten Brunnen zerstörten. Der Platz, in den die Modestraße Via Condotti mündet, wurde innerhalb von ein paar Minuten verwüstet. Polizisten wurden beworfen, erschrockene Verkäufer schlossen ihre Läden, Roms Bürger flüchteten.

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"Es tut uns leid für euren Brunnen" - Aufschrift auf einem Schaufenster in der Rotterdamer Innnenstadt.
Foto: AP Photo/Armino

Das alles passierte vergangene Woche nur wegen eines Fußballspiels zur Europa League, AS Roma empfing Feyenoord Rotterdam. Als Strafe für die durch Rom wütenden Niederländer kündigten Roms Bürgermeister und der niederländische Botschafter drakonische Konsequenzen an. Am nächsten Tag stand aber nur noch die folgende Sanktion in Aussicht gestellt: Der Erlös aus einem Freundschaftsspiel zwischen den Nationalmannschaften von Italien und den Niederlanden muss nach Rom geschickt werden.

Wie stark diese angedrohte Sanktion beim Feyenoord-Anhang wirkte, sah man beim Rückspiel des Europa-League Knüllers am Donnerstag, bei dem die Feyenoord-Hooligans zahlreiche Gegenstände auf das Spielfeld warfen, das Spiel musste für zehn Minuten unterbrochen wurde. Im Stadion waren da und dort riesige Bananen zu sehen, eine Plastikbanane flog auf Rom-Spieler Gervinho zu, allesamt keine rassistische Anspielungen auf die Herkunft einiger Gästespieler - meinte Feyenoord-Trainer Fred Rutten.

Nicht mehr Hafenarbeiter

Wie auch immer, Rassismus hat Tradition bei den berüchtigten Feyenoord-Fangruppen Vak S und Real SCF. Das war aber nicht immer so. Bis zum Jahr 1974 galt Feyernoord als Verein der Hafenarbeiter. Dann erst änderte sich der Ruf, als Tottenham Hotspur aus England zu Besuch kam - Tottenhams Anhang nennt sich Yid Army, also jüdische Armee -, und zwar im Rahmen des UEFA-Cup-Finales.

Es war das erste Mal, dass englische Hooligans in Rotterdam auftraten, 200 Verletzte wurden nach dem gewonnenen UEFA-Cup-Endspiel gezählt. Die Ausschreitungen werden als Geburtsstunde des Rotterdamer Hooliganismus gewertet.

In den Achtzigern sind die Feyenoord-Hooligans vor allem auf nationaler Ebene tätig. Die schlimmsten Jahre sind aber die Neunziger, 1997 wird bei einer Schlägerei mit Ajax-Fans auf dem Autobahnrastplatz Beverwijk der Amsterdamer Anhänger Carlo Picornie getötet.

Zeitdokument: Nach der Schlacht von Beverwijk 1997.
viroen

Feyenoords großer Gegner war schon immer Ajax aus Amsterdam. Damals in den Neunzigern riefen die Feyenoord-Fans bei Spielen gegen Ajax: "Hamas, Hamas, Juden ins Gas". Sie zischten dabei Geräusche, die an die Gaskammern erinnern sollten. Experten bezeichnen sie als nicht zwingend antisemitisch, aber nachdem die Fans des Erzrivalen Ajax sich als jüdisch definieren, will man den Gegenpol bilden.

Nach 2002, dem Jahr des UEFA-Cup-Siegs, machte Feyenoord Rotterdam schwierige Zeiten durch, Meisterschaftstitel wie in den Neunzigern blieben aus. 2010 verlor Feyenoord gar 0:10 gegen Rivalen PSV Eindhoven, eine Demütigung für die Fans. Seither hat sich die Mannschaft aus dem gleichnamigen Rotterdamer Außenbezirk wieder ein wenig gefangen, aber die glorreiche Zeiten scheinen in weiter Ferne zu sein.

Wegen Hooliganismus wurde Feyenoord schon 2007 vom UEFA-Cup ausgeschlossen, damals nach Ausschreitungen in Nancy (Frankreich). Nachdem Auswärtsfahrten Richtung Amsterdam schon seit 2009 verboten sind, sucht man sich andere Gegner: In der heurigen Saison richteten die Fans schon in Istanbul (gegen Besiktas) und Rijeka viel Unheil an. Ein weiterer Ausschluss könnte folgen. (mdt, derStandard.at, 27.2.2015)