Bild nicht mehr verfügbar.

Auch über dem Eiffelturm in Paris wurden Drohnen gesichtet.

Foto: REUTERS/Gonzalo Fuentes

In Frankreich surren neuerdings unidentifizierte fliegende Objekte über streng bewachte Orte. Im Oktober flog eines über den Kernreaktor von Creys-Malville. Später folgten – trotz Verbots – weitere Atomkraftwerke im ganzen Land.

Nun ist Paris an der Reihe. In der Nacht zum Dienstag sichteten Passanten eine Propellerspinne über der US-Botschaft. Auch der Élysée-Palast, der Eiffelturm, die Nationalversammlung oder der Concorde-Platz erhielten unbemannten Besuch von oben.

Auch das Überfliegen von Paris ist untersagt und kann mit bis zu einem Jahr Gefängnis bestraft werden. Nach den Anschlägen gegen "Charlie Hebdo" herrscht höchste Terroralarmstufe. Die "Gendarmerie für Lufttransporte" (GTA) ermittelt mit zehn Leuten rund um die Uhr, tappt aber weiter im Dunkeln: Die Piloten könnten sich irgendwo in einem Radius von zwei Kilometern aufhalten, heißt es.

Nur wenige Hinweise

In der Nacht zum Mittwoch wurde eine Drohne mit drei Propellern gesichtet, darauf eine mit vier. Das sind dürftige Indizien. Die Flüge erfolgten mit schöner Regelmäßigkeit um 23.50 Uhr, um 1.50 Uhr und um 3.50 Uhr. Erlauben sich da Lausbuben einen Streich mit den "Gendarmen von Saint-Paris", wie die unglücklichen Ermittler in Anlehnung an den Louis-de-Funès-Film Die Gendarmen von Saint-Tropez bereits genannt werden?

Denkbar sind natürlich auch Technofreaks und Drohnen-Gegner. AKW-Gegner scheiden eher aus, Greenpeace hat schon im November jede Beteiligung bestritten. Kaum in Betracht kommen auch Normalbürger, die einmal eine Sehenswürdigkeit von oben filmen wollen: Sogar ein Atom-U-Boot-Stützpunkt in der Bretagne, der besser geschützt ist als ein Hochsicherheitstrakt, erhielt Besuch aus der Luft.

Im (Pariser) Raum steht eine andere Frage: Was, wenn es sich um Versuchsflüge mit terroristischem oder anderem kriminellen Hintergrund handelt? Die Polizei hält die Spielzeugdrohnen für zu schwach, um Bomben oder dergleichen zu transportieren. Regierungssprecher Stéphane Le Foll erklärte aber, man nehme die Drohnenflüge im aktuellen Kontext "sehr ernst". Der Kriminologe Christophe Naudin meint ebenfalls: "Wir haben guten Grund, beunruhigt zu sein."

Drei Journalisten verhaftet

Die Polizei wird jedenfalls zunehmend nervös. Am Mittwoch verhaftete sie im Stadtwald von Boulogne drei Männer mit einer Drohne. Es waren Journalisten des katarischen TV-Senders Al-Jazeera, die für eine Drohnen-Reportage Filmaufnahmen machen wollten, wie sie behaupteten. Am Donnerstag kamen sie wieder auf freien Fuß, der Pilot muss nächste Woche aber nochmals zum Polizeiverhör.

Ein wenig wirkt das so, als würden die Ermittler nach der Devise vorgehen: Wenn nicht Al-Kaida, dann schnappen wir wenigstens Al-Jazeera. Um nicht ganz mit leeren Händen dazustehen. (Stefan Brändle aus Paris, DER STANDARD, 27.2.2015)