Die Stimmung im Kulturausschuss des EU-Parlaments ist angespannt: Mit Änderungsanträgen in letzter Minute forcieren Sozialdemokraten und Konservative Netzsperren als Mittel gegen Urheberrechtsverletzungen. Der grüne Abgeordnete Michel Reimon, der den Bericht über Vorschläge zur Rechtsdurchsetzung verfasst hatte, ist sauer und zieht seinen Namen vom eigenen Bericht zurück. Dann fordert er, dass der Ausschuss auch an das Publikum denken solle. Die Reaktion: genervtes Kopfschütteln. Die Vorgänge fangen die Stimmungslage beim Thema Urheberrecht gut ein: Kunst ist mehr als ein rein kommerzielles Produkt, ihre Erschaffer müssen aber dennoch finanziell gerecht entlohnt werden.

Die Spannbreite zwischen diesen beiden Polen lähmt. Denn Preise werden von Rechte-Inhabern mit dem Verweis auf die Künstler teuer gehalten. Nutzer beschaffen sich deren Produkte dann anderweitig. Dadurch brechen dann erst recht Einnahmen weg. Realität ist: Die Alternative des kostenfreien Downloads wird immer bestehen. Netzsperren, in Österreich bereits seit dem Sommer Realität, sind nur ein verzweifelter Versuch, sich dem in den Weg zu stellen. Denn sie können leicht umgangen werden. Das Portal kinox.to verwandelte sich nach seiner Sperre in kinox.tv, war wieder erreichbar und hatte mehr Nutzer als zuvor. Für Rechte-Inhaber wäre es also lukrativer gewesen, die dort angebotenen Filme selbst leichter zugänglich zu machen. (Fabian Schmid, DER STANDARD, 27.2.2015)