Mit dem Vitara kommt endlich wieder Bewegung in das Modellprogramm von Suzuki. Leider haben die Japaner Europa lange Zeit vernachlässigt. Nun will man an alte Tugenden anknüpfen. Keine einfache Übung.

Plötzlich waren wir vom Ligier ausgebremst. Kein Wunder, wenn man in der Nähe von Estoril unterwegs ist, sagen Sie? Na ja, aber wir schreiben nicht die 1980er-Jahre, sondern 2015. Und da ist von der Firma hauptsächlich das übrig, was der Volksmund böse als Tschecherantenspuckerl beschreibt und korrekter die Bezeichnung Kleinstwagen trägt.

Richtig: Walter S., diesem Tiroler Urgestein, war der Vitara abgestorben, und der Ligier-Pilot hatte verwegen seine Chance erkannt. Das hatte nichts mit der Qualität des neuen Suzukis zu tun, sondern mit dem Fahrer, obwohl sich eine leise Synchronizität konstruieren ließe: Suzuki, einst gerade mit Fahrzeugen wie dem Vitara eine echte Macht in Europa, hat diesen Markt zuletzt eher vernachlässigt, sozusagen Zündaussetzer gehabt - der strategische Schwerpunkt des fernöstlichen Kleinwagen- und Geländespezialisten lag eindeutig anderswo, in Indien und überhaupt Asien.

Foto: Suzuki

Nun wollen die Japaner in der Alten Welt wieder stärker Flagge zeigen, und der erste Vorstoß in diese Richtung ist eben der Vitara. Überhaupt, hieß es bei dessen Präsentation in Portugal, sei Europa "einer unserer wichtigsten Märkte", bis 2017 will man hier den Jahresabsatz praktisch um ein Drittel auf 300.000 Autos steigern (davon 70.000 Vitaras per annum; 2014 produzierte Suzuki übrigens erstmals mehr als drei Millionen Autos). Wie das gehen soll? Mit neuen Modellen im Jahrestakt.

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Zurück zum Vitara. 1988 ging er an den Start, zu Recht gilt die Japanmarke damit als einer der Pioniere des heutigen Boomsegments kompakter SUVs. Bisher verkaufte sich die Baureihe 2,87 Millionen Mal, und der Vorgänger, der den Zusatz Grand im Namen führte (weil er auch größer war als der Neue), war ein langgedienter Haudegen: Seit 2005 war er im Einsatz, zehn Jahre sind speziell für japanische Verhältnisse eine Ewigkeit.

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Obwohl der Vitara sich beim Design an seine Ahnen anlehnt, bricht er insofern mit der Tradition, als dass er jetzt kein echter Geländewagen mehr ist. Mehr Wert wurde auf Pkw-Anmutung gelegt (auch wenn das Fahrwerk nicht zu seinen größten Stärken zählt). Der Vitara wandert von der Gamsjagd ins Großstadtrevier, oder so.

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Technisch vertraut er auf die nämliche Architektur wie der SX4 S-Cross, von dem er auch die Antriebsarten Front und Allrad übernommen hat und, apropos Allrad, dessen Hang-on-System AllGrip gleich dazu. Ein vorbildlich simpel bedienbares System, bei dem sich per Dreh-Drück-Knopf drei Betriesarten anwählen lassen: Auto, Sport, Snow. Reicht übrigens für die meisten Einsatzszenarien.

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Die Wahl der Waffen fällt bei den Motorisierungen nicht schwer. Ein Diesel (von Fiat) und ein Benziner stehen zur Auswahl - mit jeweils 120 PS, beide Motoren absolut zeitgemäß, weil ziemlich sparsam. Bei Sicherheit und Infotainment schließt Suzuki zur Konkurrenz auf, und den Multitalent-Anspruch löst der SUV auch im Kapitel Flexibilität ein. Das Interieur wirkt sauber und aufgeräumt, wir haben aber schon höherwertige Materialien gesehen.

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Und weil Suzuki betont, in Vitara stecke die lateinische Wurzel Vita, also Leben, drin, die Neuauflage solle demzufolge den Absatz in Europa nachhaltig beleben, so ist das ein löbliches Ziel. Aber beileibe kein einfaches. (Andreas Stockinger, DER STANDARD, 27.2.2015)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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