Oberschützen - Der evangelische Bischof Michael Bünker spricht sich für die Beibehaltung des konfessionellen Religionsunterrichts aus. "Der evangelische Religionsunterricht ist ein hervorragender Ethikunterricht", er mache die Schüler dialogfähig und bringe sie in Kontakt mit anderen Religionen und Weltanschauungen, erklärte Bünker am Donnerstag bei einer Pressekonferenz im burgenländischen Oberschützen.

Die Evangelische Kirche hat für 2015 das "Jahr der Bildung" ausgerufen. Zum Bildungsauftrag der Kirche gehöre auch der konfessionelle Religionsunterricht, der von den Schülern sehr gut angenommen werde, so Bünker. Religionsunterricht sei "ein geeignetes Mittel gegen Radikalisierung sowie Extremismus". Für Schüler, die den konfessionellen Religionsunterricht nicht besuchen, wünsche er sich einen verpflichtenden Ethikunterricht, erklärte der Bischof.

Bildungsauftrag intensivieren

Bildung sei ein zentrales Grundanliegen der Reformation, so der evangelische Superintendent des Burgenlandes, Manfred Koch. Im Bildungsbereich sehe er nach wie vor Handlungsbedarf: "Man müsste annehmen, dass sich nach 500 Jahren das Anliegen der Reformation erfüllt habe. Das ist aber nicht der Fall."

Laut aktueller Statistik seien in Österreich 600.000 Menschen Analphabeten, so der Superintendent. Dazu zählten auch Personen, die Texte zwar lesen, aber nicht erfassen können. Diese Tatsache stelle die Kirche vor eine neue Herausforderung: "Wir müssen unseren Bildungsauftrag weiterführen und intensivieren", stellte Koch fest.

Im Burgenland könne man auf eine lange evangelische Schultradition zurückblicken. Neben dem vor 170 Jahren gegründeten evangelischen Wimmer-Gymnasium in Oberschützen hätten auch zahlreiche ein- und zweiklassige Pflichtschulen zur Bildung im Burgenland beigetragen.

Handlungsbedarf

Das "Jahr der Bildung" diene auch dazu, auf soziale Probleme rund um das Thema Bildung aufmerksam zu machen, erläuterte Bünker: "Österreich steht besonders dort schlecht da, wo es um Bildungschancen von Kindern aus sozial schwachen Familien, aus Familien mit Migrationshintergrund oder beispielsweise um Kinder von Alleinerziehenden geht." Nur jedes vierte Kind habe einen besseren Bildungsabschluss als seine Eltern. "Hier gibt es dringenden Handlungsbedarf", erklärte der Bischof. (APA, 26.2.2015)