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Gruber springt.

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Gruber läuft.

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Gruber siegt.

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Falun - "Ja, ja, ja!" In eine Art Schreikrampf ist Bernhard Gruber am Donnerstagnachmittag in der Lugnets-Arena von Falun verfallen. Dort krönte sich der 32-jährige Salzburger erstmals nur für sich selbst zum Weltmeister in der nordischen Kombination - als erster Österreicher überhaupt.

Gruber hat praktisch einen Start-Ziel-Sieg gefeiert - Erster nach dem Springen auf der Großschanze, Erster nach zehn harten Loipenkilometern. "Ich kann es noch gar nicht glauben, es ist so schön. Da kommen Emotionen hoch, ich habe Ganslhaut, und mir ist heiß", sagte Gruber nach der Flower Ceremony, bei der er die Freudentränen nicht hatte unterdrücken können.

Man kann von einer Überraschung sprechen, auch wenn Gruber zum erweiterten Favoritenkreis gehört hatte, so wie er seit Jahren zum erweiterten Favoritenkreis gehört, zumal, wenn es auf den Schanzen klappt. Die beiden Bakken in Falun waren nicht unbedingt seine Freunde gewesen, schon gar nicht der kleine, aber auch der große nicht.

Ein kompletter Satz

2010 in Vancouver hatte Gruber vor allem von seiner Stärke in der Luft profitiert und war als bester Springer Olympiadritter von der Großschanze geworden. In der Folge hat der Bad Gasteiner viel in den Langlauf investiert. Die Qualität im Springen hat nur zu Beginn gelitten. 2012 gelang ihm nach fast vierjähriger Unterbrechung auch wieder ein Weltcupsieg, nach dem jüngsten bei der WM-Generalprobe hält er bei insgesamt fünf. Vor zwei Jahren, bei der WM in Val di Fiemme, reichte es von der Großschanze für die Silbermedaille.

Hätte man ihm diese Medaille vor dem Langlauf am Donnerstag angeboten, er hätte sie vielleicht genommen, weil der Vorsprung, mit dem er in die Loipe ging, überschaubar war und die läuferisch starke Konkurrenz in Schlagdistanz lauerte. "Ich habe mir das vorher gar nicht in den Mund zu nehmen getraut. Ich hatte ein lässiges Gefühl. Mir ist es körperlich sehr gut gegangen", sagte Gruber. Das Material sei erstklassig gewesen.

Gruber ließ die ihm folgenden Franzosen Jason Lamy Chappuis und Francois Braud aufschließen, arbeitete mit ihnen, bis Lamy Chappuis abfiel, und wurde von der Tatsache begünstigt, dass die weiteren Verfolger nicht stets voll liefen. Auch Österreichs Coach Christoph Eugen schöpfte daraus Hoffnung. "Ich habe es in der dritten Runde erahnt, als ich gemerkt habe, dass die Gruppe hinten taktiert." Aus ihr sollte auch nur Doppelweltmeister Johannes Rydzek als Dritter reüssieren.

Im letzten Anstieg ließ Gruber auch noch Braud stehen. "Das ist mir heute wieder voll aufgegangen. Ich habe alles herausgelassen, was ich das ganze Jahr über erarbeitet habe. Ich habe hart darauf hingearbeitet. Es war brutal schwierig."

Stecher tritt ab

Am Freitag kommt Mario Stecher, ein langjähriger Weggefährte Grubers, übrigens doch noch zu einem Einsatz bei der WM, wenn auch nicht auf Schanze und Loipe. Der 37-Jährige ist nach Falun gereist, um offiziell sein Karriereende zu verkünden. Die sportliche Qualifikation für eine zehnte Weltmeisterschaft war ihm nicht gelungen.

Stecher, der streitbare Geist, der vor zwei Jahren in Val di Fiemme mit öffentlicher Kritik an seinem Ausrüster für einen Eklat und seinen Rauswurf gesorgt hatte, ist nach Anzahl der Medaillen (10) bei Großereignissen nach Felix Gottwald (18), aber vor Gruber (nun 8) der bisher zweiterfolgreichste nordische Kombinierer Österreichs. Er gewann je zweimal olympisches Gold und Bronze mit dem Team, dazu war er zweimal Teamweltmeister und nur für sich selbst zweimal Vizeweltmeister.

Den ersten seiner zwölf Weltcupsiege hatte er im Jänner 1994 als 16-Jähriger und bis heute jüngster Holmenkollen-Sieger ob Oslo gewonnen. Stecher soll ein Buchprojekt planen, zudem möchte er dem Sport in irgendeiner Form erhalten bleiben, schon im Hinblick auf die nordische Heim-WM 2019 in Seefeld. Mit seiner Frau Carina, der Schwester von Skistar Benjamin Raich, vermietet der zweifache Vater zudem Ferienwohnungen. (Sigi Lützow aus Falun, DER STANDARD, 27.2.2015)

Nordische Kombination (Großschanze + 10-km-Langlauf), Donnerstag

1. Bernhard Gruber (AUT) 22:45,8 Min. (1. Springen/15. Langlauf)
2. Francois Braud (FRA) +11,9 Sek. (3./16.)
3. Johannes Rydzek (GER) 14,9 (17./3.)
4. Magnus Moan (NOR) 15,1 (14./4.)
5. Bryan Fletcher (USA) 23,4 (13./8.)
6. Jason Lamy Chappuis (FRA) 27,0 (2./23.)
7. Akito Watabe (JPN) 30,3 (9./14.)
8. Sebastien Lacroix (FRA) 30,9 (19/7.)
9. Tino Edelmann (GER) 31,5 (10./12.)
10. nach Fotofinish Eric Frenzel (GER) 31,5 (6./17.)

Weiters:

13. Sepp Schneider (AUT) 36,9 (23./5.)
19. Christoph Bieler (AUT) 59,3 (8./27.)
21. Lukas Klapfer (AUT) 1:25,3 (24./21.)