Wien - Russland sei und bleibe für Wienerberger "ein wichtiger Markt," sagte Vorstandschef Heimo Scheuch am Donnerstag am Rande der Bilanzpräsentation dem STANDARD. 2014 habe man weder unter den Sanktionen gelitten, mit denen EU und USA Russland wegen dessen Vorgehen in der Ukraine sanktioniert haben, noch unter dem Wirtschaftseinbruch. "Es war ein gutes Jahr für uns in Russland", sagte Scheuch. Heuer rechne man dort mit einer leichten Abschwächung des Geschäfts.

Vor knapp zehn Jahren hat Wienerberger sein erstes Ziegelwerk im Großraum Moskau in Betrieb genommen. Außer im Ballungsraum rund um die Hauptstadt ist Wienerberger in Russland schwerpunktmäßig auch noch in der Region Kasan tätig. Die Ukraine hingegen ist ein weißer Fleck für den Baustoffkonzern - zurzeit kein Nachteil, wie Analysten sagen.

Höhere Dividende

Ganz spurlos sind die Ereignisse in Russland auch an Wienerberger nicht vorbeigegangen: In der Bilanz 2014 finden sich 30 Millionen Euro an Wertberichtigung, die vom Management auf die notwendig gewordene "Anpassung an die geänderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die massive Abwertung des russischen Rubels" zurückgeführt wird. So sei beispielsweise auch die estnische Landesgesellschaft von der Rubelschwäche durch Exporte in den Raum St. Petersburg betroffen.

Der Löwenanteil der insgesamt knapp 208 Mio. an durchgeführten Wertberichtigungen entfällt im Berichtsjahr mit 60 Millionen Euro auf die USA, wo die Erholung am Häusermarkt weniger dynamisch und die Preisentwicklung gebremster als erhofft erfolgt sei. In Italien, wo der Ausblick noch immer düster ist, wurden insgesamt 44 Millionen wertberichtigt, in Deutschland 34 Millionen Euro. Auch dort rechnet Scheuch im laufenden Jahr mit keiner substanziellen Erholung. Klar aufwärts sollte es hingegen in Großbritannien, Polen, Ungarn, Rumänien und Bulgarien gehen.

Scheuch geht davon aus, auch im laufenden Jahr im operativen Geschäft Gewinne zu schreiben, wie dies bereits im Vorjahr gelungen sei (Ebitda: plus 19 Prozent auf 317,2 Mio. Euro; siehe Grafik). Trotz 170 Mio. Euro Verlust nach Steuern infolge der Wertabschreibungen können Aktionäre mit einer von zwölf auf 15 Cent je Aktie erhöhten Dividende rechnen.

Das 2012 gestartete Restrukturierungsprogramm, das Einsparungen von 50 Mio. Euro brachte, sei abgeschlossen, ein neues sei nicht nötig. Seit 2009 hat Wienerberger 75 Werke geschlossen, zehn sind eingemottet, 208 in Betrieb - bei einer Auslastung von zuletzt 62 bis 65 Prozent. (stro, DER STANDARD, 26.2.2015)