Zumindest blieb auf dem Weg ins Norge Hus eine Demütigung erspart. Der Weg führt nämlich vorbei am Freigelände der Faluner Vör-skola. Und die dort untergebrachten Rangen hatten es sich in der Vorwoche schon zur unschönen Angewohnheit gemacht, vorbeiziehende Fans, die selbst für rotbackige Fünfjährige in dicken Overalls unschwer als Norweger zu identifizieren sind, geschützt durch einen nicht allzu hohen Zaun mit Schneebällen zu bewerfen. Was die kleinen Schwedenlümmel dazu riefen, dürften die Fans von Marit Björgen und Petter Northug wohl verstanden haben. Man versteht einander im Nichtverstehen nämlich nur zu genau.

In dieser Woche sind Kindergärten, Vor- und sonstige Schulen geschlossen, damit die kleinen Schweden das, was sie quasi mit der Muttermilch aufgenommen haben, direkt an den WM-Loipen ausleben können.

Für einen gut gezielten Schneeball, eine kleine Beleidigung wird aber niemand, nicht einmal ein Strafmündiger, ins Faluner Fängelse geworfen, das nicht weit weg ist von den Schanzen und Loipen, ein düsterer Jahrhundertwendebau mit übrigens wohl schöner Aussicht von den oberen Zellen aus.

In die Verlegenheit, sie zu genießen, ist während dieser WM noch niemand Frischer gekommen, die Polis schiebt eine ruhige Kugel, die Wikinger prügeln sich selten untereinander. Es wäre auch Verschwendung kostbarer Zeit. Die WM geht ihrem Ende entgegen, und noch ist nicht alles geleert. Snabb, snabb, sagt der Schwede. Und auch der Norweger versteht ganz und gar nicht Bahnhof. (Sigi Lützow, DER STANDARD, 26.02.2015)