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Der sportliche Erfolg unter Sportdirektor Willi Ruttensteiner und Teamchef Marcel Koller ist für den ÖFB auch finanziell das Zugpferd.

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Wien - Der in den vergangenen Jahren erzeugte Hype um das Fußball-Nationalteam lässt den ÖFB auch wirtschaftlich für das Jahr 2014 positiv bilanzieren. Generaldirektor Alfred Ludwig präsentierte am Mittwoch in Wien Zahlen dazu.

Fast 80 Stunden nationale TV-Berichterstattung krönen den Werbewert des Nationalteams, rund die Hälfte davon entfällt auf Spartensender ORF Sport+, ein Drittel auf das sonstige ORF-Programm. Die Livespiele verfolgten durchschnittlich 800.000 Menschen, dreimal durchbrach man die Millionengrenze. Den daraus folgenden Werbewert des Teams für die Sponsoren 2014 beziffert der ÖFB mit 64,1 Millionen Euro. Frauen-Team und Nachwuchsmannschaften fügen dem weitere 1,6 Millionen hinzu. Das sind freilich höchst virtuelle Zahlen. Das aktuelle Budget des ÖFB beläuft sich auf stabile 27 Millionen Euro.

Das bedeutet, dass TV, Sponsoren, Merchandising und Zuseher-Einnahmen quer über alle Teams und Bewerbe zwischen 16 und 18 Millionen Euro einbringen. Zum Vergleich: Der Schweizer Fußballverband bilanzierte allein für sein Nationalteam 2013 (Bericht) für diese Posten mit 22,5 Mio. Franken (ca. 18,5 Mio. Euro).

Rekordeinnahmen erwartet sich der ÖFB für 2015 nicht. Auch wenn bereits 38.000 Karten für das Testspiel gegen Bosnien-Herzegowina verkauft sind, stünden ansonsten zu wenige Heimspiele am Programm. 2016 dürften aber mehrere Bestwerte purzeln, falls man die EURO tatsächlich erreicht. Allzu laut darf Ludwig darüber aber noch nicht nachdenken, Teamchef Marcel Koller hält nichts vom Reden über ungelegte Eier.

Die Spiele 2014 in Wien waren praktisch ausverkauft, den Schnitt von 37.500 Stadionbesuchern (der historisch zweitbeste nach dem EURO-Jahr 2008) drücken die Matches in Klagenfurt (Uruguay, 22.000) und Innsbruck (Island, 13.800).

EURO wäre moderater Gewinn, U20-WM Verlust

Die Prämien für eine etwaige EM-Teilnahme 2016 hat der ÖFB bereits in der Reserve. Eine Qualifikation würde natürlich signifikante Gewinne abwerfen (ein Sonderbudget dazu wäre geplant), der große Reichtum würde aber nicht ausbrechen. Die Antrittsprämien kennt Ludwig zwar noch nicht, aber die offiziellen Quartierpreise und die Tatsache, dass Flugreisen nicht mehr ersetzt werden, machen ihm zu schaffen. Zwischen 20.000 und 70.000 Euro pro Tag kostet die Unterbringung. Die Letzt-Entscheidung darüber habe aber nicht die Finanzabteilung, sondern der Teamchef.

Kein Geschäft wird die U20-Weltmeisterschaft in Neuseeland (30. Mai - 20. Juni 2015). Die FIFA sei da nicht besonders großzügig. Die Teilnahme der Truppe von Trainer Andreas Heraf wird den ÖFB etwa 300.000 Euro kosten. Ludwig stellt aber klar: "Darüber beklage ich mich nicht".

Aufholbedarf beim Merchandising

"Nicht sehr erfolgreich" sei man beim Merchandising. Mit Fanartikeln nimmt der ÖFB gerade einmal 350.000 Euro im Jahr ein. Ein erschwerender Faktor dabei dürfte sein, dass man über den an eine Partnerfirma ausgelagerten Fanshop (Vorteil laut Ludwig: "Null risk") keine mit Spieler-Namen beflockten Trikots erstehen kann.

Dabei hätte das Nationalteam einige Publikumslieblinge in seinen Reihen, allen voran natürlich Superstar David Alaba. Aber auch andere wie Zlatko Junuzovic (laut Bremer Auskunft "unter den Top 5" bei Werder), Andreas Weimann (zeitweise das meistgefragte Trikot bei Aston Villa), Martin Harnik (Stuttgart: "Gehört zu den am nachgefragtesten Trikotflocks") oder Marko Arnautovic (laut Stoke dort "unter den Top 3") bergen Potential. "Hoffentlich bis zur EM" (Ludwig) will man den Shop nun überarbeiten und diese Dinge anbieten.

Sorgenkind Cup

In Arbeit ist außerdem eine neue Webseite. Die soll dann auch dem ÖFB-Cup eine Jahrtausend-gerechte Erscheinungsform ermöglichen. Der ist laut Ludwig "besser geworden, aber nicht optimal", also nach wie vor das Sorgenkind des Verbands. Man habe in der Organisation viele Fortschritte erzielt: Es gebe immer mehr TV-Spiele und höhere Prämien. Finalisten sammeln immerhin 300.000 Euro im Laufe des Bewerbs. Die erste Cup-Runde zum heimischen Saisonstart diene auch als Vorbereitungsmöglichkeit für Europa League-Qualifikanten. Zudem gebe es keine Streitigkeiten mehr über gesplittete Zuseher-Einnahmen zwischen Amateuren und Profis, weil die Amateure diese zur Gänze behalten (die Profis kompensieren das über die Prämien).

Der Zuseher-Zuspruch bleibt jedoch nach wie vor aus. Das Achtelfinale der laufenden Saison 2014/15 sahen gerade einmal 18.677 Zuseher. Das ist eine Steigerung zum Vorjahr (14.281), aber trotzdem kein Ergebnis mit dem man gerne hausieren geht.

Neues Wiener Stadion nicht in Sicht

Hoffnungslos ist Ludwig in der Frage eines neuen National-Stadions in Wien. "Eine Never Ending Story" sei das, auch wenn man sich natürlich eines wünsche. Eine "Arbeitsgruppe 2020" soll Ergebnisse bringen. Das 1931 erbaute und zuletzt vor der EURO 2008 renovierte Ernst-Happel-Stadion lässt sich zwar für das Team weiter nutzen, für größere internationale Aufgaben (etwa Spiele der EM 2020 oder ein Champions League-Finale) erfüllt es aber nicht mehr die modernen Standards. (Tom Schaffer, derStandard.at, 25.2.2015)